Zeilen Sprung – Das Redaktionsbüro

05042 - 504 008

info@zeilen-sprung.de

Gleisüberschreitung

Gleisüberschreitung

Donnerstag, 24. Februar 2011

webgleisPendler wissen, dass der Springer Bahnsteig frühmorgens kurz nach Sieben kein sonderlich gastlicher Ort ist. Zumal wenn ein eiskalter Wind pfeift. Tröstlich daher, dass die S-Bahn um 7.25 Uhr auf die Minute pünktlich ist. Die spukt ganze Heerscharen von Berufstätigen und vor allem Schülern aus. Deren Ziel: pünktlich um 8 in der Berufsschule sein. Doch an der Bahnsteigtreppe zum Tunnel Richtung Bahnhofstraße gibt´s einen Stau. Wie verlockend ist jetzt ein kurzer Sprung übers Gleis und nach wenigen Schritten wäre man an der Fahrradstation – oder im Sarg. Denn diese Abkürzung kann das Leben kosten.

Frank Hasewinkel von der Bundespolizei-Inspektion Hannover hat mit zwei seiner Kollegen gegenüber Stellung bezogen. Die drei Zivilbeamten haben den Bahnsteig gut im Blick. „Bei der Kontrolle am Dienstag waren es vier Gleisüberschreitungen, zwei sehr forsche Frauen und zwei Männer, die einfach mitgelaufen sind“, berichtet Hasewinkel. „Wenn man bedenkt, dass durchfahrende Züge hier bis zu 120 Kilometer schnell sind, dann ist das eine Sache von Sekunden bis der da ist“, warnt einer der beiden Bundespolizisten. Gleisüberschreitungen seien eine mit 25 Euro belegte Ordnungswidrigkeit, dennoch kein Kavaliersdelikt. „Für kleinere Kinder ein ganz schlechtes Vorbild“, so Hasewinkel.

Die Situation am Springer Bahnhof ist verlockend. Die Warnschilder sind weit weg und nahezu verrottet, auf den Gleisen kein Hinweis, kein Zaun. Stattdessen die Busse oder das Fahrrad nur einen Sprung weit weg.

„Wenn man aus Unachtsamkeit einfach hinter anderen her springt, dann kann das tödlich sein“, so Hasewinkel. Und sein Kollege fügt hinzu: „Die Entschuldigungen, es sei doch nix passiert oder man passe doch schon auf, greifen nicht. Gerade Jugendlichen Berufsschülern muss man klarmachen, dass das eine Frage der Ehre ist. Niemand soll hier den Enke machen.“

Die Bahn habe in dieser Sache keine erweiterte Fürsorgepflicht.  Hasewinkel: „Die kann ja nicht alles komplett absichern. Sie laufen doch auch nicht über die Autobahn. Das verbietet einfach die Vernunft.“

Alle Altersgruppen, so berichten die Bundespolizisten, zeigten dieses Fehlverhalten. „Am schlimmsten an Halbschranken, die schnell noch umlaufen werden“, so Hasewinkel. Das aber werde dann mit 350 Euro richtig teuer. Und auch die fahrlässige Gleisüberschreitung könne einem Punkte einbringen. „Ärgerlich, wenn man als Jugendlicher seinen Führerschein machen will“.

Die meisten Ertappten zeigten Einsicht. „Wie lange das anhält? Keine Ahnung. Wahrscheinlich ist das schnell wieder vergessen.“

Der Stau an der Treppe hat sich inzwischen aufgelöst. Illegale Gleisüberschreitungen am Springer Bahnsteig diesmal glücklicherweise Fehlanzeige. Nur ein junger Mann balancierte bedenklich nah an der Bahnsteigkante, sprungbereit zur tödlichen Abkürzung, erspähte dann aber die schussbereite Kamera – und nahm brav den Weg durch den Tunnel. Kein spektakuläres Foto also. Hasewinkel und seine beiden Kollegen freuen sich. „Sie sollten bei jeder Kontrolle dabei sein.“

Weitere Einträge