Sebastian 23
Sebastian 23
Sonntag, 06. März 2011
Hut ab! Das also kommt dabei heraus, wenn man ein Philosophiestudium erfolgreich mit dem Magister abschließt. Sebastian 23, einer der erfolgreichsten (und unterhaltsamsten) deutschen „Poetry Slammer“, schlurfte gleich zweimal auf die Bühne der Sumpfblume. Bei ersten Mal war ihm der Auftrittsapplaus dann doch etwas zu mager ausgefallen.
Bild: Tiefsinn, Hintersinn und Blödsinn – Sebastian 23 philosophierte in der Hamelner Sumpfblume
Dann aber geriet der unscheinbare junge Mann ins Plaudern, ließ schnell klar werden, dass er ganz mächtig „vom Kraut des Formulierstrauches“ genascht hatte, und lockerte mit ersten „Witzvariationen“ die Stimmung auf. („Hab´ gestern in Tibet angerufen, war aber besetzt“). Wer oberflächlich seichtes Comedy-Tralala oder gar karnevaleske Helau-Mentalität erwartet hatte, der wurde angenehm enttäuscht.
Mit der tiefgründigen, unbeantworteten Feststellung „Wenn alles einfach wäre …“ setzte Sebastian 23 zu einem tiefsinnigen Höhenflug voll faszinierender Fantastereien an. Erinnerten seine Wort- und Logikspielereien über Lügen und Logik noch ein bisschen an die Paradoxie des Epimenides aus dem philosophischen Proseminar („Alle Kreter lügen, sagt ein Kreter“), so entwickelte sich daraus schnell eine skurrile Reise in herrlich ausgemalte, surreale Wort- und Bildwelten, in denen Sebastian 23 nicht nur dem nordkoreanischen Diktator ein rosa Kaninchen auf die Stirn zu tätowieren wünschte.
Da blieb es ebenso unerklärlich wie unbedeutend, warum sein erstes Soloprogramm nun ausgerechnet „Gude Laune hier“ heißt. Einer, der seine Gitarre Geige nennt und alle akkordbegleiteten Texte als Lieder definiert, die er stets mit dem Wort „Schlussakkord“ beendet, der schert sich auch irgendwann nicht mehr um Logik, sondern gibt sich ganz und gar den absurdesten Verzweigungen der Lyrik hin.
Kommentare aus dem beeindruckten Publikum arbeitete Sebastian 23 mit einer bemerkenswert bedächtigen Schlagfertigkeit ein: „Ich werde mir darüber Gedanken machen. Das kann ich.“ In der Tat, der Jungphilosoph jonglierte äußerst gekonnt mit Tiefsinn, Hintersinn und Blödsinn, und ließ dabei an jenen Bauernsohn denken, den sein Vater einst bei den Jesuiten studieren ließ. Was er denn gelernt habe, wollte der wissen. „Na, behaupte mal was“, so die Antwort des Sohnes. Vielleicht hat ja auch Sebastian 23 den Teens und Twens in der Sumpfblume Lust aufs Philosophieren gemacht. Wenn nicht, na dann eben „Schlussakkord“.