Weltnierentag
Weltnierentag
Mittwoch, 09. März 2011
„Ein Tag wie der heutige Weltnierentag ist notwendig, um das stille und heimliche Dasein eines leider viel zu wenig beachteten Organs wieder ins Bewusstsein zu rufen“, stellt Dr. Steffen Krautzig fest. Seit 2003 leitet der 47-jährige Nierenspezialist den stationären Teil der nephrologischen Abteilung der von den Arbeiterwohlfahrt Gesundheitsdiensten gGmbH betriebenen Deister-Süntel-Klinik.
Bild: Spezialist für das „stille Organ“ – Dr. Steffen Krautzig
„Nieren sind Ausscheidungsorgane, regeln unseren Wasserhaushalt, beseitigen wasserlösliche Abfallstoffe und haben somit eine zentrale Entgiftungsfunktion. Ist die gestört, kann´s durchaus schnell lebensgefährlich werden“, warnt Krautzig. Gefährlich dabei sei, dass der Patient eine drohende Niereninsuffizienz häufig viel zu spät bemerke. „Deshalb lenkt der von der Deutschen Nieren-Stiftung und anderen Organisationen veranstaltete Weltnierentag die Aufmerksamkeit darauf, dass man seine Nierenfunktion regelmäßig überprüfen lassen sollte.“
Das könne, so Krautzig, etwa der Hausarzt in einem jährlichen Rhythmus erledigen, lägen jedoch schon Beeinträchtigungen der Nieren vor, sollten die Kontrollintervalle wesentlich kürzer gewählt werden. „Bei Auffälligkeiten wie Eiweiß, Blut oder Hinweisen auf Entzündungszellen im Urin empfiehlt sich ein regelmäßiger Nieren-Tüv im Abstand von wenigen Monaten.“
Als auslösende Faktoren für eine Nierenschädigung nennt Krautzig vor allem Zivilisationskrankheiten wie Bluthochdruck und Diabetes. „Rund die Hälfte der Patienten hat einen erhöhten Blutzucker und auch lang anhaltender Hochdruck ist ein Schädigungsfaktor.“ Betroffen seien Männer wie Frauen in gleichem Umfang. „Vor allem aber die Altersgruppen ab 60 machen uns Sorgen“, so der Mediziner.
Neben einer regelmäßigen Kontrolle der Blut- und Urinwerte solle – im Falle eines Hochdrucks – salzarme Kost, vor allem aber viel Flüssigkeit konsumiert werden. „Zwischen 1 ½ und 2 Litern pro Tag sollte man schon zu sich nehmen“, rät Krautzig.
Wem´s an die Nieren gehe, der sei jedoch in Bad Münder gut aufgehoben. Krautzig: „Wir sind ein nephrologisches Zentrum und halten für Nierenpatienten eine breite Palette von Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten wie beispielsweise die Dialyse vor. Bis auf die Königsdisziplin, die Nierentransplantation, die in Hannover an der MHH oder in unserem Partnerkrankenhaus in Hannoversch-Münden durchgeführt wird, ist vom Ultraschall bis zu modernster Labortechnik in Sachen Nieren hier am Deisterhang fast alles möglich.“
Als „überaus spannende Entwicklung“ wertete der Nierenexperte die Forschungen im Zusammenhang mit dem Thema Stammzellen. „Allerdings noch ohne konkrete Alltagsoptionen in den nächsten 20 Jahren.“ Das Thema einer tragbaren künstlichen Niere sei zwar durch US-Forscher und Firmen jüngst wieder aktualisiert worden, doch erscheine „auch da vieles noch nicht ganz durchdacht.“
Das gelte auch für die „Xenotransplantation“, die Übertragung von tierischen Organen auf den Menschen. Krautzig: „Da ist viel Sensation dabei.“
Die Bedeutung des aktuellen Forschungsstands sieht Krautzig eher bei Verbesserungen in der Technik der Dialyse, die vielleicht bald auch zuhause durchgeführt werden könne, und auf dem Gebiet der „Lebendtransplantation“. Krautzig: „Und für die hat uns ja das Ehepaar Steinmeier ein gutes Beispiel gegeben.“