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Mittwoch, 09. März 2011

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Rambo-Typen haben beim Paintball keine Chance

In voller Montur wirken sie schon ein bisschen wie eine Mischung aus Darth Vader und einem American Football-Spieler. Doch die beiden Hamelner Christoph Lohmann (27) und Tobias Becker (26) sind weit weniger gefährlich. Ihr Lieblingssport nennt sich „Paintball“.

Bild: Begeisterte „Paintballer“ – Tobias Becker (li.) und Christoph Lohmann

Wer jetzt sofort an wilde Kriegsspiele in Rambo-Manier in Wald und Flur denkt, den lassen die beiden jungen Sportler schnell wissen, dass er auf dem völlig falschen Dampfer ist. „Was für ein böses Klischee“, entgegnet Christoph Lohmann. Der Angestellte im öffentlichen Dienst stellt unmissverständlich klar, dass es gerade diese Vorurteile sind, unter denen seine Sportart zu leiden hat. Sachliche Aufklärung tut deshalb not.

„Früher hat man Brenn- oder Völkerball gespielt, heute passiert das mit technisch moderneren Mitteln. Paintball ist dabei viel harmloser als Fechten, Boxen oder Schießen und liegt in der Verletzungsstatistik noch hinter Golf.“

Das gewehrähnliche Gerät zum Abschießen der aus Lebensmittelfarbe bestehenden Kugeln wird „Markierer“ genannt. Um jegliche Gewaltassoziation zu vermeiden, gibt es keine roten Kugeln.

„Die dürfen den Lauf mit einer Geschwindigkeit von maximal 214 Fuß pro Sekunde verlassen – das wird vor dem Wettkampf gemessen – und fliegen etwa 40 Meter weit“, erklärt Tobias Becker. Die Energie stammt aus einem am Markierer angebrachten Druckluftbehälter. 100 solche bunte Kugeln fasst der „Hopper“ genannte Magazinbehälter. Lässt man sie aus 1,50 Meter Höhe fallen, zerplatzen sie.

Am wichtigsten aber ist die „Laufsocke“, ein Stoffüberzug über der Laufmündung des Markierers. „Die verhindert ein irrtümliches Verschießen und darf erst unmittelbar vor Spielbeginn auf das Kommando des Schiedsrichters abgenommen werden“, erklärt Christoph Lohmann.

Die leichte Spezialkleidung der Paintballer erinnert mit ihren eingearbeiteten Protektoren ans Design von Motorradkleidung. Eine Maske mit Spezialglas schützt Augen und Ohren. „Das ist aus Sicherheitsgründen alles notwendig und mit einem Anschaffungspreis von 600 bis 1200 Euro für einen Einsteiger nicht gerade billig“, so Becker.

Lohmann und Becker spielen beim 25 Aktive starken Verein Degan („Gefährte“) im schaumburgischen Lindhorst. Gespielt wird auf besonderen Feldern drinnen und draußen. „Meist sind es Tennishallen, die speziell für Paintball-Wettbewerbe hergerichtet werden“, erklärt Lohmann.

Das Ziel des Spiels? „Auf gar keinen Fall, so viele Gegner wie möglich abzuballern, um Gotteswillen, nein“, wehren die beiden Paintballer ab. „Rambo-Typen und Einzelkämpfer haben bei uns überhaupt keine Chance.“ Ähnlich wie beim American Football oder beim Rugby muss ein Punkt hinter der gegnerischen Seite sicher erreicht werden und dann heile, also unmarkiert, wieder zu den eigenen Leuten zurückgekehrt werden.

Auf dem Spielfeld stehen große Deckungen, meist farbige Luftsäcke in Quader- oder Pyramidenform, hinter denen die aus drei oder fünf Spielern bestehenden Mannschaften Schutz vor den Farbkugelschüssen des Gegners suchen. Mehrere mit Schilden ausgerüstete Schiedsrichter achten peinlich genau darauf, wer „markiert“ worden ist. Der nämlich scheidet aus.

„Taktik, Strategie und die Kommunikation untereinander entscheiden über den Erfolg“, so Tobias Becker. Wenn es „Socke ab“ heißt, dann kann ein Spiel zwischen 10 Sekunden und vier Minuten dauern. „Die Situation ist von Spiel zu Spiel wieder neu und spannend“, berichtet Lohmann. „Mal muss man den Gegner kommen lassen, mal ganz schnell selber die Initiative ergreifen, immer aber muss man sich sehr gut abstimmen. Gutes Teamwork ist oberstes Gebot.“

Paintball, das sei sicher eine Randsportart, doch beileibe keine Übertragung eines Computerspiels in die Realität. „Es ist gut, dass man Paintball erst ab 18 Jahre spielen darf, denn Verantwortung wird bei uns ganz groß geschrieben. Die Leute, die sich die Sachen im Internet besorgen und dann im Wald rumballern, machen das Image unseres Sports kaputt“, klagen Lohmann und Becker.

Trainiert wird nur in besonderen Anlagen, keinesfalls zuhause im Garten.

Auch wenn ihre Sportbekleidung recht martialisch aussieht, so haben die beiden Hamelner Paintball-Sportler doch überzeugend klar gestellt, worum es bei ihrem Sport geht. Und sie haben Lust darauf gemacht, sich das vor Ort einmal aus der Nähe anzuschauen, wenn´s wieder mal heißt: „Socke ab und Feuer frei!“

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