Konfirmanden 61
Konfirmanden 61
Sonntag, 13. März 2011
„Bist Du es denn wirklich? Ich hätte Dich nicht wieder erkannt.“ Ingrid Pages ringt mit der Fassung. Soeben hat sie ihre alte Schulfreundin Anni Wiegmann wieder getroffen. Die heißt schon lange Butler und ist eigens aus England zur Erinnerungsfeier ihrer Konfirmation vor 50 Jahren nach Bad Münder gekommen.
„Wir haben von Kindesbeinen an zusammen gespielt, und sind 1961 beide bei Pastor Saalfeldt konfirmiert worden“, erinnert sich Anni Butler mit mittlerweile leicht eingefärbtem englischem Zungenschlag.
Das „weiß-du-noch“ will an diesem Mittag nach dem von Männergesangverein und Posaunenchor festlich umrahmten Gottesdienst in der Petri-Pauli-Kirche kein Ende nehmen. Im allgemeinen Wiedersehenstrubel im Gemeindehaus erklärt Hans-Peter Lange, einer der fünf Organisatoren des Treffens: „43 der damals 71 Konfirmanden sind gekommen. Etwa gleich viele Männer wie Frauen. Anni hat die weiteste Anreise gehabt, aber auch andere sind extra aus Flensburg, Düsseldorf und aus Brake heute hierher gekommen.“
1961, das sei eine bewegte Zeit gewesen, so auch Pastor Dietmar Adler. Der Beginn eines Jahrzehnts des Umbruchs, von der Ära Adenauer hin zu grundlegend neuen gesellschaftlichen Entwicklungen. „1961 aber war das alles erst angedacht, da waren Mauerbau, Kalter Krieg, der Eichmann-Prozess und der erste Mann im Weltall beherrschende Themen.“ Und natürlich die Konfirmation der Jahrgänge 1946 und 1947. Viele wie Gisela Sturm und ihre Freundinnen sind bodenständig geblieben, andere hat es in die Welt hinaus gezogen. 1974 sei sie der Liebe wegen ihrem Mann, einem in Hameln stationierten britischen Soldaten, nach England gefolgt, so Anni Butler. Nach Bad Münder sei sie zwischendurch zwar oft zu Besuch gekommen, doch ihre alte Schulfreundin Ingrid Pages habe sie erst heute, nach einem halben Jahrhundert, wiedergesehen.
Dann lassen die Damen pikantere Erinnerungen wach werden, berichten von einer Party – damals „Tanzvergnügen“ genannt – in Bakede. „Da haben Erika und ich zwei Jungs kennen. Ihren hat Erika später geheiratet. Meiner war nix. Der richtige kam erst später“, lacht Anni.
Die Herren dagegen erinnern sich lieber an den Stress der damals noch üblichen Prüfung der Konfirmanden. „Richtig mit Superintendent und so, und auch während der Konfirmation gab´s noch ein paar Fragen. Die hatte uns der Saalfeldt aber schon vorher gesagt“, erinnert sich Rainer Bergmann.
Vieles sei damals eben anders gewesen als heute, stellen die 61-er Konfirmanden fest. Nicht aber unbedingt besser.