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„Klassentreffen“

„Klassentreffen“

Dienstag, 15. März 2011

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„Klassentreffen beim „Blauen Montag“ im TAB

Das Thema stammte von Hannelore Bolte. Die ältere Dame hatte es beim letzten „Blauen Montag“ vorgeschlagen – und damit den Nerv der Zuschauer getroffen. Seit langem nämlich war das „Klassentreffen“ ausverkauft. Erinnerungen an weit zurück liegende Schultage sind dabei scheinbar eine Domäne der Frauen, denn nicht einmal ein halbes Dutzend Ex-Pennäler war unter den 91 Gästen dieses „Weißt-Du-noch“-Abends.

Bild: Erinnerten an alte Schultage – Traute Römisch und Andy Mokrus

Mit der ihr eigenen Dynamik stürmte die Römisch zum „Klassentreffen“ auf die Bühne: „Is´ Peter da? Bist Du nicht …? Na klar, Hans-Jürgen schwänzt.“ Mathe bei Spengler, Tanzstunde und Abtanzball, dazu eine gefühlvolle, zitatenreiche Begleitung eines am alten Bechstein-Flügel kongenial improvisierenden Andy Mokrus, all das brachte die Damen jenseits der 60 zusammen mit einem Gläschen Sekt oder Rotwein an den Tischen im TAB schnell in die richtige Erinnerungslaune.

Traute Römisch präsentiert einen bunten Mix aus Texten und Liedern zum Thema „Schule damals“. „Fußnoten gibt´s auf Anfrage“, schmunzelt sie, doch auch ohne Hilfe ist immer wieder Erich Kästner herauszuhören. Für den sind Streber die „Affen im Kulturwald“ und Heinz Erhardt beweist gewohnt reimsicher wie humorvoll, dass am Ende oft „die Dümmsten die Klügsten“ sind.

Mal fetzig wie beim „Klassentreffen Abi 92“ von Ganz Schön Feist“, mal frech und aggressiv wie bei „Hurra, die Schule brennt“, mal mit einem Schuss Feuerzangenbowle, Traute Römisch findet den richtigen Ton ebenso sicher wie ihr musikalischer Begleiter. Dem genügen oft zwei, drei Töne als unerwartete Kommentierung einer Römisch-Sentenz, um die mit einem verschmitzten Lächeln aus dem Takt oder sicher zum nächsten Text zu bringen.

Da läuft kein festgezurrtes Programm ab, sondern Römisch dialogisiert mit ihren „Mitschülerinnen“. Treffsicher und schlagfertig. Ein „sei wie das Veilchen …“ reicht, und der Seniorinnen-Chor intoniert fehlerfrei den Rest dieses beliebten Poesiealbum-Spruchs. Genüsslich präsentiert Traute Römisch in Schülerzeitungsmanier eine Parade der Stilblüten aus Lehrer- und Schülermund.

Ob nun Schreibschwünge, Sütterlin, Prügellehrer und Reformpädagogen, Klassenbucheinträge oder Wiedersehensgeschichten aller Art, bei dieser geballten Ladung an Verklärtem und Verdrängtem sprang der Funke über und entfachte einen Flächenbrand der Erinnerung. Römischs „Klassentreffen“ geriet fast zum realen Klassentreffen.

Ohne Frage, Römischs bunte Mischung am „Blauen Montag“ hat ihr Publikum, ja offensichtlich sogar eine feste Fan-Gemeinde, gefunden. Die darf mitreden und möchte im Mai die „Schmetterlinge im Bauch“ kribbeln spüren. Um jeden Preis. „Hoffentlich kriegen wir da noch Karten, denn die Römisch ist immer so schnell ausverkauft“, sorgte sich deshalb bereits jetzt eine der betagten Schülerinnen.

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