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Bewegte Schule

Bewegte Schule

Donnerstag, 17. März 2011

webbewegteDie 16 Drittklässler der Grundschule Eimbeckhausen, die sich selbst „die flinken Hasen“ nennen, sind an diesem Morgen hellwach. Schon im ersten Anlauf können Sie den von der Bewegungspädagogin Ariane Hölscher-Grieger vorgetragenen Merksatz fast fehlerfrei wiederholen: „Bewegung in der Schule ist der Hit, sie hält den Körper und das Denken fit.“

Bild: Jonah von den „flinken Hasen“ beeindruckte seine Mitschülerinnen durch gute Kenntnisse über die Wirbelsäule

Was folgt, ist eine interessante und abwechslungsreiche Unterrichtsstunde zum Thema „Bewegung“. Vorab ein paar Fingerspiele, dann präsentiert Hölscher-Grieger ein viel bestauntes Modell der menschlichen Wirbelsäule. Deren Elastizität wird von den „flinken Hasen“ ausgiebig getestet. Im Chor wird die Zahl der Wirbel lautstark gezählt. Genau 24. Wie aber merkt man sich jetzt die Zahl 24? „Einfach ne 2 und ne 4“, schlägt Lena vor und erntet allgemeine Zustimmung.

Mit dem Aktionstag „Bewegte Kinder – Schlaue Köpfe“ will das Niedersächsische Kultusministerium Kinder, Lehrer und vor allem Eltern über die allerorts lauernde „Trägheitsfalle“ aufklären. Bereits im vierten Jahre laufe diese niedersachsenweite Aktion, erklärt Hölscher-Grieger, weitere vier Jahre seien aufgrund der großen Resonanz genehmigt worden. „Unsere Aktionstage sind dreiteilig: vormittags werden den Lehrern Unterrichtsbeispiele gegeben, nachmittags erhalten die Pädagogen eine Fortbildung, und abends werden die Eltern über Fehlentwicklungen im Bewegungsverhalten der Kinder aufgeklärt“, so die Bewegungspädagogin.

Das Körperbewusstsein werde durch sitzende Tätigkeiten und fehlende Bewegungsanreize immer weiter herabgesetzt. „Allein Grundschüler sitzen heute durchschnittlich neun Stunden täglich. Vormittags in der Schule, nachmittags vor dem Fernseher oder Computer.“ Das Dauersitzen und „Abhängen“ werde zudem durch Bewegungserlebnisse aus zweiter Hand wie der „Wii“ noch verstärkt. Hölscher-Grieger: „Eine virtuelle, unreale Pseudobewegungsart.“

Die Folgen des Bewegungsmangels seien gravierend. Ein Drittel der Schüler klage über Rücken- und Kopfschmerzen. Haltungs- und psychophysische Störungen im Grundschulalter nähmen zu. Viele Schulmöbel seien völlig veraltet und 80 Prozent der Schulranzen zu schwer und falsch gepackt.

Daher werden auch bei den „flinken Hasen“ an diesem Morgen die Ranzen entrümpelt. Während ihre Lehrerinnen und Lehrer eifrig Notizen machen, haben die Drittklässler bei Hölscher-Griegers handlungsorientierter, bewegungsintensiver Schulstunde einen Riesenspaß. Und sie haben außerdem eine Menge gelernt. Nämlich, dass Bewegung fit im Kopf macht, dass zuhause vorm Bildschirm die gefährliche Trägheitsfalle lauert und natürlich haben sie auch behalten, wie viele Wirbel so eine menschliche Wirbelsäule hat. Genau 24 nämlich.

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