Zeilen Sprung – Das Redaktionsbüro

05042 - 504 008

info@zeilen-sprung.de

Peffermühle (Ztg)

Peffermühle (Ztg)

Sonntag, 20. März 2011

webkocheDas war lecker! Auf der Menu-Karte stand in Anspielung an die Restaurant-Eskapaden eines Louis de Funès zwar „Frust oder Keule“, doch gleich ob schneller Snack aus der „Gerüchteküche“ oder süßer „Einheitsbrei“ zum Dessert, alle 15 von der „Leipziger Pfeffermühle“ offerierten Satireköstlichkeiten mundeten aufs Vortrefflichste.

Bild: Extra scharf – Leipziger Pfeffermühle kochte im Hamelner Lalu

Seit 2006 würzt die Pfeffermühle aus Leipzig das Programm des Lalu, sorgt für ein ausverkauftes Haus und stillt den Hunger des Publikums nach der heutzutage immer seltener werdenden Delikatesse eines intelligenten politischen Wortkabaretts. Das Erbe des legendären Ensembles der Vor-Wende-Zeit begreift das Trio als Chance und Verpflichtung. Die wurde beim abendlichen Menu „Frust oder Keule“ im Lalu absolut eingelöst.

Mag sein, dass das Eingangslied und die Appetitanreger aus der „Gerüchteküche“ noch nicht die satirischen Geschmacksknospen aller Gäste erreichten, spätestens aber das „Sie ham uns tausendmal betrogen“ und der skurril-bedrückenden „Volkssturm“ machte Appetit auf mehr. Ein erstes Sahnehäubchen kam dann mit der urkomischen, aus der Feder von Klaus Danneger stammenden Oettinger-Parodie „Schwenglisch“, die in dessen „Nobody can reach me the water“ und in Lachtränen gipfelte.

Ute Loeck brillierte mit faszinierend rauchiger Stimme in „Drück die 1“, und Marco Schiedt belehrte nach der Pause als „Napoleon“ die seinen Verbalattacken ausgesetzten, ganz vorne sitzenden Zuschauer: „Hamse Ihnen das an der Kasse nich jesacht, Kabarett erste Reihe ist immer Sch…“.

Ob Kohl, Merkel, Honecker oder Boxtrainer Ulli Wegner („Atme, Junge, atme“), Schiedt hat sie alle drauf, war somit idealer Kandidat für durch den vom „Politnavigator“ gelenkten Bundestagsredner, der sich nach weiträumigem Umfahren, vielfältigen rhetorischen Abzweigungen im chaotischen „Wenn möglich bitte wenden“ verirrte.

Die „Bundessuppe mit vielen Zutaten“ strafte die Redensart von den vielen Köchen, die den Brei verderben, Lügen. Exzellent gewürzt, vor allem aber satirisch gut und reichlich gepfeffert, haben die Leipziger Kabarett-Köche ein Menu ganz nach dem Oettinger-Motto „I do what I can do, more can I not do“ serviert und damit den Geschmack der Hamelner voll getroffen. Einfach lecker!

Weitere Einträge