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MV Musikschule BM

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Mittwoch, 23. März 2011

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Die Jugendmusikschule ist kein Verein wie jeder andere auch

Am Anfang stand gegenseitiges Lob, am Ende gab´s deutliche Worte der Kritik. Knapp ein Dutzend Mitglieder waren zur Jahreshauptversammlung der Jugendmusikschule Bad Münder in deren ehemaligen Unterrichtsraum an der Langen Straße gekommen.

Bild: von li.: Harmonischer Dreiklang –  Schulleiter Timo Christian, Bühnenchefin Brigitte Kolde, Vereinsvorsitzender Andreas Seidel

Rund 350 Mitglieder hat die Schule derzeit. Netto. Denn wie allgemein üblich, so Schulleiter Timo Christian, werden auch die Mitglieder der Kooperationspartner wie etwas der Kitas dazu gerechnet, so dass die Schule brutto 500 Musikschüler umfasst. Deren Zahl sei im Berichtszeitraum konstant geblieben, so der Vereinsvorsitzende Andreas Seidel.

„Wir konnten denen nicht geben, was die kompromisslos gefordert haben“, so Seidel zum Ausscheiden der bisherigen beiden Kunstdozentinnen. Aber auch künftig werde die bildende Kunst beispielsweise mit neuen Kursen wie „Malen in der Schwangerschaft“ unter dem Dach der Musikschule beheimatet bleiben.

Dort fühle sich auch die „Deister-Süntel-Bühne“ derzeit sehr wohl, bestätigte deren Chefin Brigitte Kolde. Die 13 Amateurschauspieler starke Truppe müsste aber angesichts fehlender Probenräume die Kernstadt wahrscheinlich demnächst verlassen.

Die Musikschule sei auf der Suche nach neuen Wirkungsfeldern, die Seidel vor allem in den Bereichen Lauenstein, Coppenbrügge und Bisperode sieht. „Dort angestoßene Schulprojekte können uns stärken“, so der Vereinsvorsitzende.

In ihrer Doppelfunktion als Musikschulmitglied und Bürgermeisterin teilte Silvia Nieber der Versammlung mit, dass nach der Zustimmung des VA ein Vertragsentwurf zur Bereitstellung von neuen Räumlichkeiten der vergangenen Woche bereits unterwegs sei. Künftig könne die Musikschule das Obergeschoß des alten Musikschuldomizils am Sportplatz in Eimbeckhausen sowie die Räume des Mandolinen- und Gitarren-Vereins an der Wallstraße 3 kostenfrei nutzen. Auch stünden an drei Grundschulen Mitnutzungsmöglichkeiten unentgeltlich zur Verfügung. Nieber: „Ich muss in dieser Sache die JMS allerdings genau so behandeln wie alle anderen Vereine auch.“

Die Musikschule selber hat nach dem Verlust ihrer Übungsräume in der KGS an der Wallstraße einen weiteren größeren Raum in einer Fahrschule anmieten können.

Ist die Vereinsform noch eine sinnvolle Basis? Andreas Seidel gab zu bedenken, dass auch eine gemeinnützige GmbH angedacht werden müsse, und bat die Mitglieder sich auf die Suche nach „Interessenten für alle Ämter“ bei den im nächsten Jahr anstehenden Vorstandswahlen zu machen.

Stabile Mitgliederzahl, ausgeglichener Haushalt, attraktive neue Angebote und Ausweitung des Betätigungsfeldes – dann folgte die Kritik. In seinem Grußwort hob das einzige Ehrenmitglied der Musikschule und Sprecher der Sozialraum AG, Hermann Wessling, den mit den allgemeinbildenden Schulen „gleichrangigen Bildungsauftrag einer Musikschule“ hervor. Deren Förderung sei damit „kommunale Pflichtaufgabe“. Von den 72 Musikschulen landesweit seien 29 in kommunaler Trägerschaft, 37 firmierten als Verein. Wessling: „Aus diesem Status zu folgern, die Jugendmusikschule sei  ´ein Verein wie jeder andere auch´, ist nicht nur eine völlig falsche und unzulässige Vereinfachung, sie lässt gleichzeitig eine geradezu peinliche Unkenntnis des Bildungsauftrages erkennen.“

Trotz knapper Finanzen nähmen viele Kommunen die „faktische Pflichtaufgabe Musikschule“ sehr ernst. So betrüge in Hameln der kommunale Anteil 2011 sogar 46,63 Prozent, in Bad Münder nach der Halbierung auf 5000 Euro jährlich nur noch 3,33 Prozent. Wessling stellte fest: „Damit dürfte die JMS Bad Münder wahrscheinlich die schlechteste Finanzierung in ganz Niedersachsen haben.“

Zudem sei es unter sozialen Gesichtspunkten sehr bedenklich, wenn „auch hier die musikalische Förderung der Kinder vom Geldbeutel der Eltern“ abhänge.

„Ich stimme Ihnen ja zu, aber sagen Sie mir wo ich noch sparen soll“, rief Nieber sichtlich erbost über Wesslings deutliche Worte. Und obwohl dem einen oder anderen Teilnehmer der Versammlung sicherlich einige Sparvorschläge auf der Zunge lagen, stellte Andreas Seidel abschließend fest, dass auch die Musikschule „nun mal nicht in einem sozialpolitischen Vakuum agiere.“ Seidel: „Und eben das wollen wir hier artikulieren und die Kritik erst einmal so stehen lassen.“

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