Kulturkreis-Konzert
Kulturkreis-Konzert
Montag, 28. März 2011
„Frühling lässt sein blaues Band …“, murmelten die knapp 100 Konzertbesucher im Chor zu Beginn der Veranstaltung. „Horch, von fern ein leiser Harfenton“, heißt es in der zweiten Strophe von Eduard Mörikes Frühlings-Klassiker.
Harfe und Flöte waren dann auch die beiden Instrumente, mit denen die Berufsmusiker Ellen und Hans Jörg Wegner ihr Publikum im Kaisersaal des Jagdschlosses auf „eine musikalische Reise durch vier Jahrhunderte“ mitnahmen.
Das Geschwisterpaar, das auf Einladung des Kulturkreises nach Springe gekommen war, präsentierte ein frühlingshaftes, von heiterer Spielfreude durchzogenes Programm, zu dessen Auftakt die bekannte Weise „Greensleeves to a Ground“ eines anonymen Verfassers aus dem 16. Jahrhundert erklang.
Es folgte die Hamburger Sonate von 1786 des zweiten Bach-Sohnes Philipp Emanuel, Telemanns „Fantasie Nr. 6 d-Moll“ für Flöte, eine Boccherini- und eine Donizett-Sonate.
Wer war der Patenonkel des zweiten Bach-Sohns? Was hat Heinrich VIII. mit grünen Ärmeln zu tun? Was ist falsch beim Boccherini-Menuett im Film „Ladykillers“? Fragen, auf die Hans-Jörg Wegner in seiner gleichermaßen amüsanten wie unterhaltsamen und lehrreichen Moderation Antworten gab. „Sehr hilfreich, ein Genuss, das erschließt das Musik- und Konzerterlebnis auf ganz neue Art“, lobte ein Konzertbesucher zur Pause.
Im zweiten Teil dann – wiederum glänzend erläuterte – „herbere Klänge“. Anklänge an französische Impressionisten, Bühnenmusiken und ein mitreißendes Harfensolo („Chanson dans la Nuit“) des – wie zu hören war – dem Instrument wie seinen Spielerinnen sehr zugetanen US-amerikanischen Komponisten Carlos Salzedo, ein ebenso einfaches wie verführerisches Flötensolo von Claude Debussy („Syrinx“), und zwei den musikalischen Reigen schließende mittelalterliche Tänze in moderner Bearbeitung von Michael Amorosi.
Neben der nicht alltäglichen Besetzung und den besonderen Möglichkeiten des Zusammenspiels von Harfe und Flöte faszinierte vor allem das offensichtlich aus starker seelischer Verbundenheit resultierende harmonisch ausgewogene Zusammenspiel dieses bemerkenswerten Duos. Eine Harmonie, die sich in der momentanen Raumgestaltung des Kaisersaals freilich nicht widerspiegelt, erinnert dessen von überdimensionalen Schautafeln zum Thema Superorganismus Honigbiene verursachte Disharmonie eher einem surrealen innenarchitektonischen Super-GAU denn frühlingshaft fröhlichen Flöten- und Harfenklängen.