Vor 60 Jahren eingeschult
Vor 60 Jahren eingeschult
Montag, 04. April 2011
„Unserer ´Klassensekretärin´ Heidrun entgeht nichts, die ist bestens informiert“, wissen die ehemaligen ABC-Schützen, die zusammen mit der heute 67-Jährigen im April 1951 in die 1 A und 1 B der damaligen Volksschule eingeschult wurden.
Bild: Heidrun Schmidt (hinten li.) hat alles gut aufbewahrt.
Heidrun Schmidt hat alles über ihre damaligen Mitschüler sorgfältig gesammelt, geordnet und in zahlreichen Klarsichthüllen fein säuberlich archiviert. Die Zeitdokumente füllen viele Aktenordner, die beim Treffen in der Rohmelbadgaststätte anlässlich des 60-Jährigen Jahrestages der Einschulung reges Interesse fanden.
„Wir waren am Anfang etwa 80 Schüler in zwei Klassen“, erinnert sich Jürgen Sturm, „Unsere Klassenlehrerinnen waren Inga Ripken und Barbara Trompke.“ Die jedoch sind längst verstorben wie auch Heinz Bammel, der Rektor der damals im roten Backsteingebäude des heutigen DRK an der Angerstraße untergebrachten Volksschule. Der wäre vor wenigen Tagen 100 Jahre alt geworden, berichten die Altschüler und freuen sich, dass Bammels Tochter Uta zum Treffen gekommen ist.
Dank ihrer guten Buchführung hat Heidrun Schmidt Routine im Organisieren von Klassentreffen. „Wir sind 1959 entlassen worden und waren uns schon nach einem Jahr wieder zusammen“, erzählt sie, und blättert in den Ordnern. „Dann wieder 1979, 81, 84 und 2001, so in der Regel alle zehn Jahre.“
Mit kriminalistischem Spürsinn bleibt die Münderanerin auf der Fährte ihrer alten Mitschüler. „Früher war´s einfacher, heute ist das Nachforschen wegen der Datenschutzbestimmungen oft sehr schwierig“, erklärt sie. Aus allen sei „etwas geworden“, da gäbe es einen Justiziar, einen Richter, eine Biowissenschaftlerin, und auch viele, die in der Region geblieben seien.
„Guck mal, das war beim ostdeutschen Abend“, ruft eine Mitschülerinnen und zeigt auf ein verblasstes Zeitungsfoto. „Das wurde damals andauernd gefeiert: Schlesier-, Rübezahl- und Ostpreußenabende, 17. Juni und Heimattage fanden andauernd statt.“
„Tintenfass, Griffel, Schwämmchen und Schiefertafel, eine Fibel, eine Brottasche und eine Zuckertüte zur Einschulung“, erinnert sich ein grauhaariger Herr an seine erste Schulausstattung. Mit heutiger Schule habe das alles wenig zu tun gehabt. „Das gibt´s heute nur noch im Museum.“
Über die Abschlussrede des damaligen Bürgermeisters lachen die Erstklässler von 1951 heute noch. „Jungs, tut den Mädchen nix zu Leide, denkt dran, eure Mutter war auch mal ´n Mädchen“, habe der stets gemahnt. „Da haben wir schon immer drauf gewartet, dass das kam.“ Und anschließend habe man „Wir sind jung und die Welt ist offen“ gesungen, ruft eine Damengruppe vom Tortenbuffet herüber.
Ja, so war das damals, 1951: Strenge Lehrer, karge Einrichtungen, aber auch viel Spaß. „Geschadet hat das nix. Kommt jemand mit auf den Kirchturm?“, fragt Heidrun Schmidt. „Na klar, wir sind noch fit.“ Die Hälfte der Lernanfänger setzt sich in Bewegung. Von Altersmüdigkeit keine Spur. „Spätestens in acht Jahren zur diamantenen Konfirmation sind wir wieder da. Versprochen.“