„Crucifixion“ mit der „Schola“ St. Johannes-Baptist
„Crucifixion“ mit der „Schola“ St. Johannes-Baptist
Freitag, 08. April 2011
Alles begann damit, dass Christine Wachowiak ihren Keller aufräumte. Dabei fielen ihr die Noten einer längst vergessenen Komposition in die Hände. „Crucifixion“ von Paul-Ernst Ruppel.
„Das Stück habe ich in einem Jugendchor in Stuttgart vor mehr als 30 Jahren einmal gesungen“, erinnerte sich die aus Schwaben stammende, seit 16 Jahren in Bad Münder lebende Kirchenchor-Sängerin. Sie habe ihren Fund zu Matthias Ballmaier, dem Leiter der „Schola“, gebracht, und jetzt am Sonntag werde die Komposition im Rahmen einer Passionsandacht erstmals in Bad Münder aufgeführt.
„Ruppel ist vielen wohl nicht bekannt“, so Ballmaier. Der 2006 im Alter von 90 Jahren gestorbene evangelische Kirchenmusiker stammte aus einer Baptistenfamilie und war der freikirchlichen Bewegung eng verbunden. Die Kriegsgefangenschaft in den USA und in England brachte ihn in Kontakt mit Gospels und Spirituals, die sein musikalisches Schaffen nach dem Krieg stark beeinflussten. Ballmaier: „Er hat alte liturgische Texte mit den auch in Deutschland sehr beliebten Formen der Gospel-Musik verbunden. Spirituals, die Musik der afrikanischen Sklaven in Nordamerika, sind heute aus der modernen geistlichen Musik nicht mehr wegzudenken.“
„Crucifixion“, eine „Passions-Betrachtung nach Spirituals“ ist 1960 entstanden und skizziert den Leidensweg Christi nicht in liturgischen Texten, vielmehr nimmt ein Sprecher die Passion Christi aus persönlicher Sicht in den Blick.
Mit zwei tiefen Instrumenten, der Posaune von Hans-Ingolf Stamm und Paula Ballmaier am Bass, ungewöhnlich instrumentiert, lebt das einfach strukturierte Werk von der klaren Intonation eines thematischen Wechselspiels zwischen Chor und Posaune.
„Wir haben uns damit auf etwas ungewöhnlichere Klänge und Formen eingelassen“, gesteht Ballmaier. Nicht die Berieselung durch schöne Klänge sei das Ziel, sondern „sich auch mit dieser musikalischen Betrachtung des Passionsgeschehens einmal auseinanderzusetzen.“
Paul-Ernst Ruppels Werk atmet Geist und Stil der frühen 60er Jahre, ist karg gesetzt, holzschnittartig, schafft aber gleichwohl eine interessante Verbindung zu den von Stefan Klein vorgetragenen Texten.
Die Aufführung von Paul-Ernst Ruppels „Crucifixion“ – Passionsbetrachtung nach Spirituals“ findet am Sonntag um 18 Uhr im Rahmen einer Passionsandacht in der katholischen St. Johannes-Baptist-Kirche an der Angerstraße statt.