Ein Klangschaukelstuhl ist auch Kultur
Ein Klangschaukelstuhl ist auch Kultur
Freitag, 22. April 2011
Nebenan lärmt eine fröhliche Kaffeerunde, die an diesem strahlenden Frühlingsnachmittag einen Angehörigen im Hospiz besucht. „Das hätte ich mir so nicht vorgestellt“, sagt eine der drei Damen, die zur Übergabe eines kleinen Geldbetrages gekommen sind, leise, sichtlich beeindruckt von der hellen, freundlichen Hospiz-Atmosphäre. Grund genug für Agnes Schulze-Althoff, die Leiterin des Pflegedienstmanagements des von den AWO Gesundheitsdiensten betriebenen Hospizes, über die Einrichtung aufzuklären.
Bild: Spenden für einen Klangschaukelstuhl – von li.: Christa Borm, Imgeborg Salzmann, Dagmar Niemeier und die AWO GSD-Pflegemanagerin Agnes Schulze-Althoff
Die ehemaligen Mitglieder des vor einiger Zeit aufgelösten Kunst- und Kulturkreises erfahren allerlei Wissenswertes über die Einrichtung für Schwerstkranke und Sterbende, über würdevolle Sterbebegleitung ebenso wie über palliativmedizinische Maßnahmen, über die Methodik der Hospizarbeit, über den Einsatz ehrenamtlicher Helfer wie über die Notwendigkeit von Spenden zur Finanzierung der Hospizarbeit.
Gerade wegen einer solchen Spende sind Ingeborg Salzmann, Dagmar Niemeier und Christa Borm gekommen. Die drei gehörten zum Team des sich 20 Jahre lang aus vorwiegend privaten Mittel finanzierenden Kunst- und Kulturkreises, das dem Münderaner Publikum ohne in die rote Zahlen zu geraten alljährlich ein attraktives Kulturprogramm mit hoher Veranstaltungsdichte präsentierte.
„Wir haben gut gewirtschaftet. Das Geld hat sich in den zwei Jahrzehnten angesammelt, und wir wollten die 700 Euro einem guten Zweck zuführen“, erklärt Ingeborg Salzmann.
Ein „Klangschaukelstuhl“ soll damit teilfinanziert werden. „Der kann stehend als Schaukelstuhl oder auch liegend als Wiege benutzt werden“, so Schulze-Althoff. Für sie ist ein solches Möbelstück „der Mercedes unter den klangtherapeutischen Angeboten“. Mit den Sinnen könnten Schwerstkranke und Sterbende noch viel wahrnehmen. „Überhaupt kann eine Klangtherapie in der Hospizarbeit sehr gut helfen“, so Schulze-Althoff. Deshalb soll der „Klangschaukelstuhl“ den Grundstock für eine musik- und klangtherapeutische Ausrüstung bilden.
„Für Menschen, die eine stark eingeschränkte Mobilität haben, also kein Konzert, kein Theater besuchen oder keine technischen Geräte mehr selbst bedienen können, ist diese Form des Klangerlebnisses besonders wichtig.“
Die Kulturkreis-Damen sind fasziniert von den Ideen Schulze-Althoffs. Ingeborg Salzmann: „Das freut uns, denn letztlich ist das auch eine ganz besonders wertvolle Form von Kulturarbeit. Unsere Spende ist also in guten Händen.“