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Das große Rom ist ja ganz klein

Das große Rom ist ja ganz klein

Mittwoch, 04. Mai 2011

„Das ist ja ganz klein“

Von Christoph Huppert

Sie kennen das. Kommt man nach Jahrzehnten an Orte seiner Kindheit zurück, dann scheinen die auf Spielzeugformat geschrumpft zu sein. Was wohl mit der damaligen gut einen Meter tiefer liegenden Perspektive, aber auch mit der zeitlichen Distanz zu tun hat.

Doch auch Orte, die wir von Kindesbeine an zu kennen glaubten, selbst aber noch nie zuvor besucht haben, können diesem mentalen Schrumpfungsprozess unterliegen. Das Forum Romanum etwa, Sinnbild für viel mehr als Weltreich und Weltherrschaft, mittendrin der steinerne Nabel der Welt, Größe und Macht per definitionem, scheint jedem Lateinschüler von zahllosen Abbildungen und quälenden Übersetzungsübungen bis ins kleinste Detail bekannt. Gleichwohl passt dieses Kernstück der antiken Welt, imperiale Größe hin oder her, realiter bequem in zwei bis drei hannoversche Messehallen. Und wer es gewohnt ist, vierspurig zu fahren, dem erscheint auch die „Via Sacra“ dann doch etwas beengt.

Vielleicht ist daher der leichte Anflug von Enttäuschung jenes Gymnasiasten auf erster Romfahrt verständlich. „Alles kaputt is´ ja ok, aber dass das große Rom so klein ist, hätte ich nicht gedacht.“ Hier muss wohl über die Vielschichtigkeit des Begriffes „Größe“ noch mal nachgearbeitet werden, auch wenn zugegebenermaßen gleich zwei bis drei Trajans-Foren in postmoderne Stadtgalerien passen.

 

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