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Detmolder Landesbühne mit Verdis „La Traviata“

Detmolder Landesbühne mit Verdis „La Traviata“

Sonntag, 08. Mai 2011

„Die Musik ist schön und das Bühnenbild modern“, kommentierte eine Besucherin beim Pausensekt. „Und die Violetta hat eine gewaltige Stimme“, ergänzte ihr Begleiter. Mit „modern“ war dabei wohl die klare, kompromisslos nüchterne, ganz in Schwarz und Weiß gehaltene Kostümierung und Bühnengestaltung von Petra Mollérus gemeint. Die mied ablenkenden Prunk und überflüssige Farbigkeit, allenfalls einige rote Kamelien setzten leichte Farbtupfer, und so schärfte die Schwarz-Weiß Kulisse den Blick für die Dramatik des inneren Geschehens. Schließlich enthält Verdis mitreißende Musik genug Farbigkeit, die vom Orchester unter der Leitung von Erich Wächter einfühlsam, aber auch schwungvoll und mit dem gebotenen Pathos interpretiert wurde.

Blickfang, Dreh- und Angelpunkt des Bühnengeschehens ist eine große Warenhaus-Drehtür, in deren Mittelpunkt ein dessousbekleideter Frauenkörper in einem Glaskasten steht. Immer wenn die sich Gesellschaft auf der Bühne davor beim Spiel austobt, rieselt wie in einem überdimensionalen Stundenglas Sand in den Kasten, begräbt die Figur mehr und mehr.

Der Glaskasten und die trennende und zugleich verbindende Drehtür sind zum einen Sinnbild des Gegensatzes zwischen den unbarmherzigen Regeln der sogenannten feinen Gesellschaft und der Halbweltdame Violetta, zum anderen von deren durch ihre unabwendbare Krankheit bestimmten Schicksals. Einige wortlose Bildern ergänzen die  Grundaussage: ein älterer Herr, der einem kleinen Mädchen mit Luftballon nachsteigt, eine aufreizend gekleidete Heranwachsende, die von Männern bedrängt wird, Andeutungen der Vorgeschichte Violettas.

Deren inneren Zweifel, Verzweiflung, aber auch Liebeshoffnung interpretierte die Sopranistin Natalia Atamanchuk an diesem Abend überaus glaubwürdig und mit einer großen stimmlichen Ausdruckspalette. Auch Tenor Per-Håkan Precht gab dem von der Rolle des Alfredo geforderten Gefühls- und Ausdrucksspektrums, das von Sehnsucht über Verliebtheit und Verzweiflung bis hin zu innerer Zerrissenheit reicht, eine absolut souveräne stimmliche Gestalt.

Als Dritter im Bunde überzeugte Bariton Andreas Jören als gestrenger, den gesellschaftlichen Schranken unterliegender Vater, der sich erst in letzten Moment von ihnen befreien kann.

Vor allem das letzte, plakative Bild der Aufführung bleibt haften: Violetta bereitet ihren eigenen Tod wie eine Hochzeit vor, und liefert im aufrecht aufgestellten Sarg noch einmal einen Beweis ihrer inneren Stärke. Die und die gesamte Inszenierung würdigte das gerührte Publikum mit sehr lang anhaltendem Applaus.

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