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„Unsere Rumänen sind Traumschüler“

„Unsere Rumänen sind Traumschüler“

Dienstag, 10. Mai 2011

„Guckt mal, ich hab´ auch einen schönen Satz“, sagt Pastorin Frauke Kesper-Weinrich. „Das Foto ist im Bus“ hat sie mit Wortkärtchen vor sich auf den Tisch gelegt.  Ein bisschen ist es wie in der Grundschule beim Lesenlernen. Und genau darum geht es Bärbel Molitor, die ihre Zuhörer im Pfarrheim der katholischen Kirche über Inhalte und Methodik ihrer  ehrenamtlichen Sprachkurse für Migrantinnen informierte.

Seit September 2008 gibt die ehemalige Pädagogin Deutschunterricht für Personen, die aufgrund ihres Aufenthaltstatus keinen Zugang zu den staatlich geförderten Sprachkursen haben. „Die brauchen aber diesen Unterricht, da sonst eine Verständigung mit den Integrationslotsen gar nicht möglich ist“, stellt Molitor fest.

Von insgesamt 45 Sprachschülern nehmen derzeit 20 am Deutschunterricht teil, verteilt auf vier Kurse: sieben Schüler aus Rumänien mit vier und  vier Analphabeten mit zwei Doppelstunden pro Woche sowie vier junge Syrerinnen, die ihre in der dortigen deutschen Schule erworbenen Lese- und Schreibfähigkeiten auffrischen wollen. Ferner wird eine Gruppe von Schwarzafrikanern aus Uganda und der Elfenbeinküste seit April von Frau Asia Jobe betreut.

„Für die Sprachkurse stehen keine finanziellen Mittel zur Verfügung. Alles steht und fällt mit der Spendenbereitschaft von Privat- und Geschäftsleuten“, erklärt Bärbel Molitor. Die beiden Kirchen, die Bürgerstiftung und auch Charity-Organisationen wie der Lionsclub Deister-Fontana und Civitan helfen ebenso den Förderunterricht aufrecht zu erhalten wie die Sparkasse Weserbergland.

Bild: Bärbel Molitor (Mitte) informiert über Unterrichtsmaterialien

Der findet derzeit im evangelischen Gemeindehaus statt, da Klassenräume in der Hinrich-Wilhelm-Kopf-Schule nicht mehr verfügbar sind.

„Es kommt immer auf die Frauen und Mütter an. Die sind die Schaltstelle beim Spracherwerb“, so Molitor. „Die lernen die Sprache ihren Kindern zuliebe.“ Positiver Nebeneffekt: nach einem halben Jahr hätte sich auch die Ehemänner der Analphabetinnen zum Unterricht angemeldet.

Molitor ist Pädagogin mit Leib und Seele. Lebhaft berichtet Sie aus ihrem Unterricht, stellt Methoden und Lehrwerke des Deutsch-, Lese- und Schreibunterrichts vor, zitiert staatliche Richtlinien zu den für die Prüfungen geforderten Qualifikationen, den „Goethe-Zertifikaten“. „Ob das jeder Deutsche auch beherrscht?“ wirft jemand ein.

Trotz großer Fluktuation infolge Schwangerschaften und Änderung des Aufenthaltsstatus ist Molitor bemüht leistungshomogene Unterrichtsgruppen zu schaffen. In einem aber sind sich alle Anwesenden der viel zu schwach besuchten Veranstaltung klar: „Unsere Münderaner Rumänen und deren Kinder sind Traumschüler.“ Dank Bärbel Molitor können die bereits viel mehr als nur einen simplen Satz legen.

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