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Hannes Wader & Allan Taylor

Hannes Wader & Allan Taylor

Freitag, 13. Mai 2011

Die Legende lebt. Zwar hat Alt-68er Hannes Wader nun selbst diese magische Zahl – an Lebensjahren – erreicht, hat das Notenblatt durch den Teleprompter ersetzt, doch der Zauber der Lieder, die er mit leicht brüchiger, aber unverändert faszinierender  Stimme zusammen mit Allan Taylor vortrug, ist ungebrochen.

Bild: Hannes Wader im Theater Hameln

Natürlich gab es ein umjubeltes „Heute hier, morgen dort“ als Einstieg, ansonsten Wader-Klassiker der stillen Sorte. Längst passé die schrillen Agit-Prop-Töne des ehemaligen DKP-Aktivisten, stattdessen vorwiegend bezaubernde, lyrische Sentenzen voller Melancholie und gereifter Altersweisheit; Reminiszenzen wie in „Tagtraum“ an das, das nicht aufgegeben werden darf: Friedenssehnsucht, Liebe und Menschlichkeit. Und vielleicht die Einsicht jenes Zen-Zöglings, dass am Ende doch nicht mehr bleibt als der Genuss einer guten Flasche Wein.

Es ist ein Blick zurück ohne Zorn, getragen von der Sorge: „Noch füll´n  uns´re Stimmen die Säle / wird es nach uns jemanden geben, der uns´re Lieder singt?“

Sicher, manches verklärt sich mitunter, wie etwa Taylors Revolutionsromantik in „Los Companoeros“, gleichwohl von Publikum im sehr gut besuchten Haus mit ergriffenem, dankbarem Applaus quittiert.

Mit „Kerouacs Road“ und „Beat Hotel“ gelangen Taylor, diesem exzellenten Gitarrenvirtuosen, dessen Frische und Intensität sich an diesem Abend auf Wader übertrug, zwei absolute Glanzlichter. Da sangen in der Tat zwei alte Freunde, die sich gegenseitig Halt und Inspiration waren.

Wader schwelgte in Erinnerungen: an den ersten Auftritt mit Reinhard Mey 1967, dessen Villon-Interpretation „Mädchen in den Schänken“ er adaptierte,  an Franz Josef Degenhardt, Konstantin Wecker, an so manches Friedensbewegte.

Das Publikum genoss und feierte Waders Bellmann-Interpretation „Weile an dieser Quelle“, sang die plattdeutsche Hymne „Weil du min leevsten bist“ mit, und teilte mit den beiden Liedermacher-Legenden die Erkenntnis „Dass nichts bleibt wie es war“.

Das mag so sein, doch dieser Abend war viel mehr als bloße Liedermacher-Nostalgie. Taylor und Wader gelang es, solo und im Duett, den existentiellen Wert ihrer Musik deutlich werden zu lassen. Der wird die Zeiten überdauern, keine Sorge. Das war es dann wohl auch, was die Herzen des Publikums anrührte, so dass es die beiden Oldies mit lang anhaltendem Applaus und stehenden Ovationen zu mehreren Zugaben drängte.

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