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Solider Volkstheaterspaß

Solider Volkstheaterspaß

Samstag, 14. Mai 2011

Wer das Genre Volkstheater gerecht bewerten will, muss den richtigen Maßstab anlegen. Nicht das feine Florett des Schauspiels wird hier gefochten, sondern eher eine grobe Klinge geschlagen. Das muss kein Nachteil sein, denn entscheidend sind Engagement, Spielspaß, solides Handwerk, Originalität und, wie bei den großen Vorbildern, Bühnenpräsenz. Alles das hatten die acht Damen der Laienspieltruppe aus Halvestorf, die zur Aufführung von Erich Kochs Lustspiel in drei Akten „Ein Mädchen muss her!“ ins große Haus des Hamelner Theaters eingeladen hatten.

Bild: Keine Frage wer hier das Sagen hat.

Die Handlung folgt bewährtem Muster: eine Testamentsverfügung, nach der der Millionenbetrag nur an jene der beiden verfeindeten Familien geht, in der als erstes ein Mädchen geboren wird, sorgt für hinreichend Dramatik und Komik. Mit Happy End natürlich, für das die beiden Kinder der feindlichen Mütter, die zugleich Schwestern sind,  sorgen. Um diese zwei raffgierigen Matronen dreht sich alles: die kleine, dralle Mina, mit viel Witz und interessanter Stimmlage herrlich gestaltet von Heike Dreyer, und die stabile Magda, der Franziska Sander ausdrucksvolle Gestalt verleiht.

Amüsant und auch als Hosenrollen absolut überzeugend Emil und Franz, die beiden ihren Eheweibern hilflos ausgelieferten Männer. Marion Binder und Sylvia Poerschke bringen deren Hanswurstigkeit sehr pointiert über die Rampe, sichern sich einen Lacher nach dem anderen.

Das Stück hat alle Inhaltsstoffe eines deftigen, soliden Volkstheaterspaßes. So sind etwa die Namen – Brummel und Schlumberger – sind den Akteuren auf den Leib geschrieben. Wo, wenn nicht auf der Volkstheaterbühne, trifft man  Typen wie den Hauptwachtmeister, der zwar Willi Lebertran heißt, viel lieber aber dem Cognac zuspricht.

Eine reife Leistung auch von Friseurin Giesela Schmidt, die bei der Verwandlung der Damen in Herren wahre Wunder gewirkt hat. Und selbst wenn Hochwürden, der Pfarrer, mal einen Hänger hatte, war doch Souffleuse Dagmar Jürgens überall gut vernehmbar.

Die Halvestorfer Laienspieldamen haben bewiesen, dass die Laienspielkultur im Weserbergland gute, schmackhafte Früchte trägt. Der Applaus war wohl verdient.

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