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Cyprien Katsaris beim Sommerfestival in Bennigsen

Cyprien Katsaris beim Sommerfestival in Bennigsen

Montag, 04. Juli 2011

Klavierabende gibt es viele. Doch einen, der so unter die Haut geht, wie der des Meisterpianisten Cyprien Katsaris erlebt auch der fleißigste Konzertbesucher nur äußerst selten. Roderic von Bennigsen ist es gelungen, den 1951 geborenen Pianisten und Komponisten französisch-zypriotischer Abstammung für den zweiten Konzertabend des 16. Sommerfestivals auf das 700 Jahre alte Rittergut nach Bennigsen zu verpflichten.

Dass auch an diesem Abend von Sommer in Bennigsen weit und breit nichts zu spüren war, im Gegenteil sich manch zu sommerlich bekleidete Dame mit zusätzlichen Wolldecken vor der Kühle zu schützen suchte, spielte nach wenigen Anschlägen des Meisters überhaupt keine Rolle mehr.

Dessen mit „Liszt recitals“ überschriebenes Konzert war dem 200. Geburtstag des Komponisten gewidmet. Und schon mit seiner einleitenden „Hommage à Liszt“, einer herrlichen Melange von Improvisationen über Themen aus Opern und Balletten ließ Katsaris seine unnachahmlichen Fähigkeiten deutlich werden.

Unnachahmlich wie er die Tempi setzte, grandios sein gefühlvolles Innehalten, das rasante und dennoch unspektakuläre Anschwellen zum Forte, meisterlich vor allem die leisen Töne, in denen sich der Pianist als ein ganz Großer offenbarte. Da schweben die Hände über den Tasten, scheinen diese kaum zu berühren, ja fast zu streicheln, ehe Katsaris die verklingenden Töne aus dem Instrument herauszulocken scheint. Selten hat man wohl Pianissimo-Passagen von einer derartigen Gefühlsintensität erleben dürfen wie an diesem Abend. Ob im zweiten Satz von Beethovens Sinfonie Nr. 7, Schuberts „Ave Maria“ und „Der Müller und der Bach“, ja selbst Isoldes Liebestod, das den ersten Teil beendete, alles versank in der unendlichen Sanftheit von Katsaris Anschlag. Und selbst  Wagnerische Lautstärke und Emphase mussten unter  Katsaris Händen einen Hauch Milde verkraften.

Nach dem Auftakt mit der Krakauer Philharmonie und dem kongenialen Tastenstreichler Cyprien Katsaris darf sich das teilweise von weit her angereiste Publikum nun auf den dritten Teil des diesjährigen Sommerfestivals freuen, bei dem am Samstag um 20 Uhr die Weltklasse- Mezzosopranistin El?na Garan?a, eine der großen Stimmen der Welt, in der  Konzertscheune des Roderic von Bennigsen zu Gast sein wird.

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