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Konzert der „Königsberger Grillen“ in Bad Münder

Konzert der „Königsberger Grillen“ in Bad Münder

Sonntag, 24. Juli 2011

„Die sind doch herzallerliebst“, so eine entzückte alte Dame in der Pause des Konzerts der „Königsberger Grillen“ im voll besetzten Martin-Schmidt-Konzertsaal. Zum 13. Mal gastierte der aus Kindern und Jugendlichen im Alter von sechs bis 24 Jahren bestehende Chor in Bad Münder.

Bild: „Herzallerliebst“ – Die „Königsberger Grillen“ sangen im Martin-Schmidt-Konzertsaal

„Unsere Königsberger Kinder haben in diesen drei Wochen 12 Konzerte absolviert“, erklärt Regine Halm. Die 74-jährige, aus Ostpreußen stammende Münderanerin hatte den Chor vor 13 Jahren beim ersten Besuch in ihrer alten Heimat kennen gelernt.  „Wir sangen damals gemeinsam das ´Ännchen von Tharau´ und das ´Ostpreußenlied´ und haben alle geweint“, erinnert sie sich. Aus dieser Begegnung sei dann der jährliche Aufenthalt der „Grillen“ in unserer Region entstanden.

Nach Auftritten u.a. in Holzminden, Hannover, Springe und Wunstorf konnten sich auch die vorwiegend älteren Besucher – der älteste war 98 – in Bad Münder dem hohen Niedlichkeitsfaktor der mit historisierenden Kostümen herausgeputzten 16 Sängerinnen und Sänger nicht entziehen.

Mit ihren großen bunten Schleifen im Haar, dem  glitzernden, trachtenähnlichen Kopfschmuck und in ihren bunten Kleidchen spulten die 12 Mädchen und drei Jungen einen mehr als zweistündigen, kräfteraubenden Konzertmarathon ab. Regine Halm: „Das machen die gerne und freiwillig, die singen sogar hinterher im Bus noch weiter.“

Die Programmpalette reichte vom Straußschen „Frühlingsstimmenwalzer“ und „Koskakenlied“ bis zum „Pariser Tango“ und Beethovens „Ode an die Freude“.

Gespickt wurde das Konzert mit zahlreichen Solo-Leistungen, etwa von der siebenjährigen Natascha auf dem Akkordeon, der 15-jährigen Viktoria auf dem Zimbal und dem 11-jährigen Geiger Theodor. Der hatte sich zwar tags zuvor beim Klettern im Garten seiner Gasteltern verletzt, absolvierte sein Solo dennoch mit ernster Miene und eiserner Disziplin.

„Das sind teilweise Waisenkinder“, erklärt Halm, „meist Musterschüler mit sehr guten Noten. Sie lernen alle Lieder erst auf Russisch, dann auf Deutsch. Der Aufenthalt ist eine Belohnung, die Einnahmen dürfen sie behalten.“ Essen und Unterbringung in Gastfamilien sind frei, die Busfahrt sponsert ein Weilheimer Unternehmer.

„Es sind ausnahmslos sehr disziplinierte Kinder, die sofort das tun, was man ihnen sagt“, charakterisiert Regine Halm ihre jungen Gäste. Applaus brandet auf, als sie dem Publikum mitteilt, eines der Kinder des vorjährigen Konzertes habe in Russland einen Wettbewerb gewonnen, in dem es die Lebensdaten aller deutschen Dichter, Musiker und Denker fehlerfrei referiert habe. „Er hat schon mit fünf Jahren perfekt Deutsch gesprochen“, so Halm begeistert.

Beim ´Ännchen von Tharau´ dann singt und summt die Anhängerschaft des Chores mit. Zwar wirkt dessen „Pariser Tango“ etwas arg einstudiert, nimmt die Erschöpfung der Kinder sichtbar zu und rollen beim „Sah´ ein Knab´ ein Röslein stehn“ Viktoria Tränen übers Gesicht, weil sie offensichtlich kaum noch stehen kann, doch die Zuflüsterung einer Betreuerin zaubert ihr sogleich wieder das gewohnte Lächeln aufs Gesicht. Klaglos erfüllen die „Königsberger Grillen“  die Erwartungen des ob so viel Niedlichkeit und Disziplin restlos begeisterten Publikums, das spürbar angetan die abschließende „Ostpreußenhymne“ hörte.

Schöne Stadt mit „edlem Baustil“

„Das sind sehr natürliche und unkomplizierte Kinder“, stellt Gastmutter Margret Matthewes fest. „Sie sind sehr lieb, brav und freundlich.“ Untergebracht sind die 16 „Grillen“ bei einigen Münderaner Familien, vor allem aber bei der Organisatorin des Aufenthaltes, Regine Halm.

Bad Münder sei „die schönste Stadt der Welt“ habe ihr einer ihrer kleinen Gäste gesagt, so Matthewes. Vor allem die Fachwerkbauten der sanierten Innenstadt hätten es den Königsbergern angetan. „Davon waren sie ganz  begeistert und haben sich die alten  Inschriften fein säuberlich abgeschrieben“, ergänzt Regine Halm. Bad Münder habe „so einen edlen Baustil“, habe ihr ein siebenjähriger Sänger der „Grillen“  in seiner „blumenreichen“ Muttersprache anvertraut.

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