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Landrat Butte hat einen grünen Daumen

Landrat Butte hat einen grünen Daumen

Freitag, 12. August 2011

„An meinen Rasen kommt keiner ran“, antwortet Landrat Rüdiger Butte lachend auf die Frage, ob er einen grünen Daumen habe. Seine knapp bemessene Freizeit verbringt der SPD-Politiker nämlich am liebsten zusammen mit seiner Frau im Kreis der fünf Enkelkinder im rund 600 Quadratmeter großen Garten seines Hauses im beschaulichen Negenborn unweit von Holzminden.

Für seine Enkel hat Rüdiger Butte im mit Natursteinmauern terrassierten Hanggarten extra ein kleines Refugium eingerichtet: Sandkiste, Trampolin, eine Rutsche und einen aufblasbaren Swimmingpool. „Unser Garten gibt uns Ruhe und Kraft“, so der 1949 in Lüthorst (Krs. Northeim) geborene Politiker, der seiner Frau Renate zuliebe ins Weserbergland gezogen ist.

Das private Leben des Rüdiger Butte kreist um seine Frau, die er seit 1966 kennt, seine Kinder und Enkelkinder und den Garten. „Meine Frau ist die Frau an meiner Seite, nicht die First Lady des Landkreises“ stellt er klar. Sohn und Tochter sind längst erwachsen, leben mit ihren Familien in Holzminden und Lauenau. „Die stehen auf eigenen Beinen und sind trotzdem immer noch zuhause. Alle zwei Jahre fahren die Familien gemeinsam in den Urlaub“, berichtet Butte.

Er selbst habe eine durchaus bewegte „wilde“ Familiengeschichte. Insbesondere sein aus der Nähe von Breslau stammender Vater ist für ihn noch heute Vorbild. Als Rüdiger Butte zur Welt kam, sei sein Vater bereits 62 Jahre alt gewesen. Seine Mutter stamme aus Niederwalden bei Hirschberg, ihr erster Ehemann sei auf der Flucht umgekommen. 37 Jahre lang habe sein Vater als Grundschullehrer in Lüthorst gearbeitet, sei mit Arzt, Pastor und Bürgermeister „die graue Eminenz des kleinen Ortes“ gewesen.

Die Pflege des mit 77 Jahren schwer erkrankten und mit 85  verstorbenen Vaters hat Butte nachhaltig geprägt.

„Tritt nie in eine Partei ein, wenn Du Beamter werden willst“, hatte der ihm geraten. Woran sich der Sohn lange Zeit hielt, dann aber unter dem Eindruck der politischen Persönlichkeit Willy Brandts zum Eintritt in die SPD motiviert wurde. „Ich war nie 68er im ursprünglichen Sinn, hatte mit Dutschke nichts am Hut, habe es immer lieber mit Willy Brandt und später mit Helmut Schmidt gehalten“, erklärt Butte.

An denen schätze er vor allem Gerechtigkeitssinn und Gradlinigkeit. „Taktieren und drum herumreden liegt mir nicht“, so der Politiker. „Ein offenes Wort zu sprechen und einen geraden Kurs fahren, das schulde ich schon meiner Familie.“

Vielleicht habe er sich deshalb nach dem Abitur 1968 gegen andere Laufbahnen für den Beruf des Polizeibeamten entschieden. „Ich wollte etwas mit Menschen zu tun haben und das schien mir diese Laufbahn zu bieten.“

Sachkenntnis, Pragmatismus und eben Gradlinigkeit waren dann auch die Auslöser, dass man nach einer inhaltlichen Kontroverse mit dem Personalreferenten des Innenministeriums dort auf die Führungsfähigkeiten des jungen Kriminalbeamten aufmerksam wurde. „12 Jahre habe ich im Innenministerium gearbeitet und den Weg nach oben gemacht, aber immer völlig ohne politische Vorzeichen“, so Butte. „Denken Sie, was Sie wollen, aber schreiben Sie, was ich Ihnen sage“ habe sein damaliger Chef ihm gesagt. Politisch sei er in jener Zeit lediglich auf der örtlichen Ebene aktiv gewesen: als stellvertretender Bürgermeister und langjähriger Vorsitzender des Sportvereins, für den er noch mit 42 Jahren als Torwart zusammen mit seinem Sohn in der ersten Mannschaft gespielt habe. Kurz: Rüdiger Butte war der Ansprechpartner im Ort, der weiß, wo die Mitmenschen der Schuh drückt.

All das habe sich erst 1998 geändert, als er gebeten wurde, für ein Landtagsmandat zu kandidieren. Doch angesichts der Doppelbelastung als damaliger Personalchef der Polizei bei der Bezirksregierung und der politischen Arbeit habe er sich aus der örtlichen Politik zurückgezogen.

Die entscheidenden Impulse seien immer von außen gekommen, nie habe er die sogenannte Ochsentour gemacht, im Gegenteil. „Als Direktor des Landeskriminalamtes hatte ich meinen Traumjob erreicht.“ Als Vertreter der Landesregierung im Untersuchungsausschuss zum „Celler Loch“ und der Affäre Mauss sei man in der Politik erneut auf Rüdiger Butte aufmerksam geworden. „Politische Freunde hatten mich gebeten für das Amt des Landrates zu kandidieren.“ Eine Herausforderung, der zu stellen sich der „Polizeibeamte mit Herzblut“ damals sehr lange überlegt hat. „Schließlich habe ich einen Riesenjob aufgegeben.“ Doch als Landrat des Kreises Hameln-Pyrmont habe er „seinen neuen Traumjob“ gefunden.

Wenn er seinen Dienstwagen  früh kurz nach sieben Richtung Hameln zum Büro im Kreishaus an der Süntelstraße steuert, beginnt für den Uhrensammler und Fernsehmuffel ein Arbeitstag, der selten vor 20 Uhr endet. Seine tagtäglichen Dienstpflichten machen dabei auch vor Wochenenden nicht halt. Punkt acht sitzt Landrat Rüdiger Butte am Schreibtisch, kämpft sich durch Akten, führt Telefonate und leistet in Konferenzen und Einzelgesprächen Überzeugungsarbeit für seine Ideen. Auch von seinen Mitarbeitern verlangt er in erster Linie Kompetenz, Gradlinigkeit und Loyalität. „Das Team zählt, ein Landrat muss auch zuhören können. Rechthaberei hat in meinem Job keine Chance auf Erfolg.“

Dass der ehemalige Torwart politisch noch manchen gezielten Schuss seiner Herausforderer abwehren wird, daran lässt er keinen Zweifel.  „Einen Plan B gibt es nicht. Ich bin und bleibe Landrat.“ Rüdiger Butte ist sich sicher, dass der „Landrat mit Herz“ nach der Wahl auch wieder „Landrat der Herzen“ sein wird.

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