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Buchleiter-Ausstellung im „Schaafstall“

Buchleiter-Ausstellung im „Schaafstall“

Montag, 12. September 2011

„Ursprünglich zeigte das Bild einen Sonnenuntergang, doch in der Nacht in der die Amerikaner in den Irak einmarschierten, ließ Buchleiter die Sonne hinter einem Hügel verschwinden auf dem er einen schattenhaften Panzer platzierte“, erläutert Renate Rothkegel die überdimensionale, ganz in  gelblichen Grautönen gehaltene Zeichnung des im März 2000 verunglückten Kasseler Künstlers.

Bild: Renate Rothkegel, Adrian La Salvia und Helmut Wenzel

Rothkegel ist die Nachlassverwalterin des  umfangreichen Werks von Adolf Buchleiter (1929-2000), aus dem Teile jetzt erstmals im Egestorfer „Schaafstall“ gezeigt werden.

„Soldatenspiele“, so der Titel, unter dem 17 „Soldatenbilder“ und sieben Köpfe „aus Dantes Personen“ in einer von Helmut Wenzel vom Göttingen Kunstverein gestalteten Buchleiter-Ausstellung präsentiert werden.

Über eine Paderborner Galeristin war Ernst Jürgen Kirchertz vor 1 ½ Jahren auf Buchleiters Zeichnungen aufmerksam geworden. „Ich war so fasziniert, dass ich damals gleich drei davon  erworben habe“, erklärt der Münderaner Kunstsammler. Adolf Buchleiter sei ein „absolut Besessener“ gewesen. „Er hat Tag und Nacht gezeichnet“, so Kirchertz. Adolf Buchleiter, einer, der sich nicht um „Zeitströmungen gekümmert“ habe. Ein unbequemer Künstler, dessen düstere Motive vielen Betrachtern „zu mulmig“ erschienen seien, ergänzt Renate Rothkegel.

In der Tat sind Buchleiters Bilder von bedrückender Wucht. Immer wiederkehrendes Motiv: übereinander gehäufte, anonyme Soldantenkörper, weißlich-graue Leichenberge. Szenen, die aus Dantes Inferno entsprungen scheinen.

In den letzten fünf Jahren vor seinem Tod habe den ansonsten ganz und gar nicht düsteren Künstler Dantes Werk „geradezu okkupiert“, so Rothkegel. Buchleiter setzt Dantes Hölle, das Fegefeuer, das Paradies um in mit existentieller Wucht gestaltete Bilder voll bedrückender Endzeitstimmungen, die keinen Betrachter unberührt lassen.

Der Ausstellungsraum des Schaafstalls wird dabei dominiert von den schattenhaften, fast aufgelösten Leibern der im Monumentalformat von 252 mal 190 Zentimeter geschaffenen Zeichnung „Im Höllengraben der Zwietrachtstifter“. Ein beklemmender Einblick in  irdische und Dantesche Abgründe.

Der Berliner Kunstwissenschaftler Adrian La Salvia führte das Publikum jetzt in die noch bis zum 9. Oktober in Egestorf zu sehende Ausstellung ein. Sein Fazit: „Was hier zu sehen ist, gehört  zum qualitativ Besten in der zeitgenössischen Kunst“.

Die Zeichnungen aus dem in den 70er Jahren entstandenen Zyklus „Soldatenspiele“ können jeweils freitags und samstags von 16 bis 19 Uhr, sonntags von 11 bis 14 Uhr und nach Vereinbarung betrachtet werden.

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