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Dr. Matthias Gebert fährt „HotzenBlitz“

Dr. Matthias Gebert fährt „HotzenBlitz“

Freitag, 30. September 2011

„Lassen Sie uns mal eine Runde drehen“, sagt Dr. Matthias Gebert. Im Elektromobil. Wer jetzt das behäbige Tempo eines Autoscooters erwartet hat, liegt falsch. Völlig falsch. Schon nach wenigen Metern ist klar, dass dem tiefer gelegten, kleinen roten Flitzer mit der riesigen Frontscheibe eher die rasante Fahrdynamik eines Rennkarts innewohnt.

Motorgeräusche sind Fehlanzeige. Ein leichtes Intercity-Surren und die knapp 600 Kilogramm schwere Drahtgitterkonstruktion im futuristischen Design schießt los, nimmt die erste Kurve mit einer Rasanz, die jeden anderen Wagen umgeworfen hätte. Festhalten ist angesagt.

Der 46-jährige Zahnarzt ist begeisterter Elektromobilist. Lange sei er hinter einem „Hotzenblitz“ her gewesen, erklärt er.

Der Ende der 80er Jahre von Ingenieuren aus dem Hotzenwald im Südschwarzwald entwickelte Prototyp war 1993 erstmals auf der Frankfurter IAA und beim Genfer Automobilsalon vorgestellt und erntete seinerzeit viel Lob für seine pfiffigen Detaillösungen und seine große passive Sicherheit. Mittlerweile haben die knapp 180 produzierten Fahrzeuge Kultstatus.

„Der Clou liegt im Detail“, meint auch Matthias Gebert. „Gitterrohrrahmen, Tempo 120 und eine rasante Beschleunigung infolge des von Anfang an verfügbaren hohen Drehmoments des Motors.“ Und beim Bremsen wird – wie im ICE –  Energie in die Akkus zurückgespeist. Zudem entpuppt sich der Kleinwagen als absolutes Raumwunder. „Ob Wasserkisten oder Grünschnittbehälter, alles kein Problem“, sagt Gebert und zieht den riesigen Kofferraum auf. Darin liegt ein einsames, handelsübliches  Stromkabel.

„Aufladen können Sie an jeder Haushaltssteckdose. Die Lithium-Ionen Akkus halten mindestens 250000 Kilometer, brauchen im Gegensatz zu Nickel-Cadmium Akkus nicht umweltbelastend entsorgt werden, sondern können im Haus noch andere  Verwendungen finden.“

Statt Tanken also einfach ran an die Steckdose. In fünf bis sechs Stunden ist der „Hotzenblitz“ dann wieder aufgeladen. Die Reichweite liege bei über 100 Kilometern, was den roten Renner zu einem idealen Stadt- und Kurzstreckenfahrzeug mache.

Die Energie für sein Elektromobil bezieht Matthias Gebert aus einer Photovoltaikanlage auf dem Dach seines Hauses. „Ich kann gar nicht so viel verfahren, wie da erzeugt wird. Der Geldbeutel bleibt sehr viel dicker als bei einem Benziner“, freut er sich.

Doch wichtiger sei ihm die Herkunft der Energie. „Eigentlich gibt es nur vier Lieferanten in Deutschland, die richtig sauberen Strom liefern. Viele andere haben nur einen grünen Anstrich. Da muss man genau hinschauen.“

Der „Hotzenblitz“ zwinge ihn zu einem bewussteren Fahren. „Man muss sich schon überlegen, wo man die nächste Ladestation findet, wie weit man kommt“, erklärt Gebert. Er ist Mitglied einer Interessengruppe, deren  Mitglieder sich gegenseitig Auflademöglichkeiten zur Verfügung stellen. Ein Kästchen am Haus, ein Schlüssel für alle und ein Kabel, fertig ist die 24-Stunden-Tankstelle. Das Netzwerk wächst: am Steinhuder Meer, in Peine und bei Emmerthal seien weitere E-Tankstellen der Drehstrom-Netzwerker.

33000 Kilometer hat Geberts seinerzeit 7000 Euro teurer „Hotzenblitz“, Baujahr 1995,  momentan auf dem Tacho. Zulassung, Wartung, TÜV, alles wie beim Benziner. „Obwohl die bei der Zulassungsstelle ziemlich gestaunt haben, denn so was hatten sie noch nicht gesehen.“

Selbst im Winter treibt der  kleine Elektromotor, der nicht größer als eine Thermoskanne ist, den frontgetriebenen „Hotzenblitz“ zuverlässig und schnell an. „Der braucht nicht warmzulaufen, springt immer an und ist sofort mit voller Leistung da“, so Gebert. Mit einem Gang vorwärts und einem rückwärts fährt sich das E-Auto ähnlich wie ein Automatik. Zur Sicherheit hält an sehr kalte Tagen eine kleine elektrische Standheizung die Akkus warm.

Für Kommunen, Hotels und Einkaufszentren seien ein solches Elektromobil oder die Bereitstellung einer Auflademöglichkeit ein „ideales Alleinstellungsmerkmal“, findet Gebert. Die Potenziale der E-Mobil-Technik seien nicht einmal ansatzweise bekannt. Das Interesse der Leute aber groß. Bei jeder Einkaufstour ziehe  der „Hotzenblitz“ noch immer viele Neugierige an. „Die meisten lächeln erst und staunen dann“ amüsiert sich Gebert.

Voller Fahrspaß, die volle Motorleistung eines Kleinwagens, aber keine Kosten für Benzin und Öl, für Matthias Gebert ist das eine zukunftsweisende, saubere Sache. Klar, dass er auch künftig seine Patientenbesuche und seine Frau Marlene ihre Einkaufstouren mit dem geräuscharmen und kostensparenden roten „Hotzenblitz“ unternehmen werden.

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