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Heinrichs Adleraugen entging nichts

Heinrichs Adleraugen entging nichts

Sonntag, 16. Oktober 2011

Ob Keramikscherben, Überreste von Steinbeilen, Faustkeilsplitter oder Feuerstein-Pfeilspitzen, nichts davon entging Heinrich Jochims scharfen Augen bei seinen Streifzügen durch Feld und Flur seiner Heimat. Über Jahrzehnte war der Egestorfer einer der aktivsten Sammler archäologischer Funde im Deister-Süntel-Tal. „Jetzt hat der mittlerweile 83-Jährige seine zahllosen Fundstücke an das Museum gegeben.

 

Bild: Hat jahrzehntelang Fundstücke aus der Vor- und Frühgeschichte zusammengetragen – Heinrich Jochim (li.) mit Museumsleiter Michael Meier vor einem kleinen Teil seiner Sammlung

„Zu Jochims bedeutendsten Funden zählt auch das bisher einzige entdeckte Bruchstück eines Faustkeils in der Feldmark zwischen Eimbeckhausen und Egestorf“, erklärt Museumsleiter Michael Meier. „Damit ist belegt, dass schon zur Zeit der Neandertaler Menschen durch unser Tal gekommen sind.“ Zahlreiche weitere von Heinrich Jochim aufgespürte Fundstellen brachten eisenzeitliche Keramikreste, Steinbeilfragmente und die Hinterlassenschaften mittelsteinzeitlicher Jägerkulturen zutage.

Jochims wohl spektakulärste Entdeckung war die bis dahin unbekannte Posteburg bei Rohrsen/Schmarrie. „Eine hochmittelalterliche Niederungsburg zwischen zwei kleinen, zu Burggräben aufstaubaren Wasserläufen“, erläutert Meier. Geophysikalische Untersuchungen und anschließende Ausgrabungen bestätigten, dass die von Heinrich Jochim vorgenommenen, ersten provisorischen Vermessungen nahezu exakt stimmten.

Nach dem Pflügen, nach einem Landregen („Der lässt den Feuerstein so schön glänzen“), an geeigneten Orten, mit viel Geduld und noch mehr Gespür hat Heinrich Jochim die Fundstellenkarte des Deister-Süntel-Tals neu gestaltet. „Er hat einfach ein Händchen dafür, wo etwas zu finden ist“, stellt Meier bewundern fest.

„Da liegt noch viel, wo weiß ich genau“, sagt der und schmunzelt verschmitzt. Seiner gleichaltrigen Frau Milly und seinem Sohn geht das Talent zum Suchen ab. „Ich hatte ab und an auch was gefunden, das war aber nichts, konnte ich wegschmeißen“, gesteht Milly Jochim.

Im Museum werden die Fundstücke jetzt systematisch erfasst, inventarisiert, bestimmt und die Beschriftungen erneuert oder ergänzt. „Das macht sich natürlich nicht in fünf Minuten“, so Meier. Dennoch plant er die wichtigsten Stücke erstmals im Januar in der Sparkasse Bad Münder zu zeigen. Eine größere Ausstellung über das Lebenswerk des bedeutenden Sammlers Heinrich Jochim soll dann folgen.

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