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Hinrich Alpers im Kulturkreis Springe

Hinrich Alpers im Kulturkreis Springe

Dienstag, 15. November 2011

„Wenn Sie das alles mitdenken, schafft das eine ganz besondere Hörsituation“, so der Kulturkreis-Vorsitzende Hinrich Bergmeier in Anspielung auf den Hintergrund der jeweiligen Kompositionen dieses Klavierabends.

Bild: Gastierte im Kulturkreis Springe – Hinrich Alpers

Auf dem Programm standen Werke von Franz Liszt und Robert Schumann. Im Mittelpunkt Schumanns, Liszt gewidmete „Phantasie C-Dur op. 17“ und die mit „An Robert Schumann“ betitelte h-Moll Sonate von Franz Liszt.

„Es sind die jeweils allerletzten Stücke beider Komponisten“, so Bergmeier, „Meilensteine der Klaviermusik des 19. Jahrhunderts.“

Auch die kleineren Kompositionen zu Beginn und nach der Pause stammten, wie etwa Liszt Nocturne „En rêve“ von 1885 aus den letzten Lebensphasen. In einem besonders dramatischen Kontext stehen dabei Schumanns „Geistervariationen“ (Thema mit Variationen in Es-Dur). Schumann, der während der Abfassung der Komposition am 27. Februar 1854 einen Selbstmordversuch beging, beendete die ebenso rührenden wie ergreifenden Variationen in der Nervenheilanstalt Bonn-Endenich.

Bei aller mitschwingenden Dramatik interpretierte Hinrich Alpers die Lisztschen Nocturnes „Schlaflos! Frage und Antwort“ (1883), „Trübe Wolken“ (1881) oder „Bagatelle ohne Tonart“ (1885) in einem ausdrucksstarken zugleich durch eine immense Zartheit gekennzeichnetes Spiel, mitunter verhalten, in kleinen schöpferischen Pausen die düstere Stimmung eindrucksvoll hörbar machend.

Der in Berlin lebende, vielfach preisgekrönte, vor allem in den USA gefeierte Pianist kehrt immer wieder gerne an den Deister zurück und gastierte bereits mehrfach im Egestorfer „Schaafstall“ und bei den Münderaner „Meisterkonzerten“.

Im restlos ausverkauften Kaisersaal erlebten die Springer Zuhörer mit Alpers klarer und fein nuancierter Interpretation von Schumanns bedeutendstem Werk, der C-Dur Fantasie, sicherlich eine Sternstunde. Auch dieses Stück entstand zu einem Zeitpunkt (1836), zu dem sich Schumann durch die Trennung von der geliebten Clara in einer tiefen seelischen Krise befand.

Alpers spielt die hochromantischen Werke schnörkellos und entfaltet gerade damit deren höchste, zwischen Resignation, Melancholie und Leidenschaft variierende Emotionalität. Dabei gingen nicht nur die Pianissimo-Passagen, die Alpers bis zur letzten vernehmbaren Schwingung ausklingen ließ, unter die Haut und ins Gemüt.

Sehr lang anhaltender Applaus und ein Chopin-Nocturne schlossen diesen perfekten, absolut begeisternden und ergreifenden Klavierabend.

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