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„Rain Man“ im Theater Hameln

„Rain Man“ im Theater Hameln

Dienstag, 22. November 2011

„Wie, er versteht den Wert des Geldes nicht?“ Charlie Babbitt, der mit allen Wasser gewaschene, stets am Rande des Bankrotts balancierende, ebenso skrupellose wie smarte Autohändler, kann es nicht fassen: Das Millionenvermögen seines Vaters, dessen Ableben ihn im Übrigen absolut kalt lässt, geht an seinen autistischen älteren Bruder Raymond, von dessen Existenz er bislang nichts ahnte. Wie zum Hohn bleiben für Charlie nur die Rosenstöcke und das alte Auto.

 

Bild: Karl Walter Sprungala ist der „Rain Man“, Rufus Beck als Charlie verzweifelt fast  (Foto: Sabine Haymann)

Doch Charlie, dieser Prototyp kapitalistischer Ausgefuchstheit, gibt nicht auf. Kurzerhand entführt er Raymond aus dem Heim, um doch noch am väterlichen Erbe zu partizipieren. Er muss aber erkennen, dass es nicht einfach ist, mit einem Autisten und dessen „Inselbegabung“ umzugehen.

Achtmal nominiert, viermal mit dem Oscar ausgezeichnet, rückten vor allem die hervorragenden Schauspielleistungen von Dustin Hoffman und Tom Cruise 1988 mit Barry Levinsons Streifen „Rain Man“ das Thema „Autismus“ ins Bewusstsein einer breiten Öffentlichkeit.

Erfolgsautor Dan Gordon hat aus dem preisgekrönten Film ein temporeiches Schauspiel in neun Szenen gemacht.

In Manfred Langners Inszenierung der Schauspielbühnen Stuttgart   spielen Rufus Beck als Charlie, Karl Walter Sprungala als Raymond und Jo Kern als Susan die Hauptrollen.

Im aufs Wesentliche reduzierten Bühnenbild bestechen dabei vor allem der schlanke Zwei-Meter-Mann Rufus Beck durch seine enorme Ausstrahlung und die Darstellung von Charlies scheinbar unerschütterlicher Selbstgewissheit sowie ein sich verzweifelt an Sicherheit verheißende Alltagsroutinen klammernder, mitunter grotesk-komisch wirkender Karl Walter Sprungala. Der stellt seine psychische Andersartigkeit, seine hilflose Hochbegabung, trotz vieler komischer Momente jedoch nicht als Kuriosität und Laune der Natur zur Schau, vielmehr gelingt es ihm, bei aller vermeintlichen Komik, Interesse und Sensibilität für diese besondere Art zu leben, zu denken und zu fühlen zu schaffen.

Rufus Beck schafft es hervorragend, Charlies allmählich wachsende Einsicht in diese Andersartigkeit seines Bruders über die Rampe zu bringen. Während Raymond sich – vielleicht vergeblich – der chaotischen Welt der Gefühle nähert, erkennt Charlie am Schluss den Wert seines Bruders als Mensch.

Mehr noch, er kommt zur Einsicht, dass nur weil einige anders sind, unsere Gesellschaft funktionieren kann. Eine Einsicht, die auch beim am Ende bewegten Publikum im voll besetzten Theater ankam und die es den glänzenden Akteuren des Abends zu Recht mit donnerndem, anhaltenden Applaus und stehenden Ovationen dankte.

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