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Wenn die bösen Schwestern kommen …

Wenn die bösen Schwestern kommen …

Freitag, 09. Dezember 2011

„Nee, Klaustrophobie dürfen Sie in manchen Garderoben nicht haben“, stellt Adrian Anders klar. Im Gegensatz zu Hinterzimmern von Heimatmuseen oder Abstellkammern in Landgasthöfen grenzten die wenigen Quadratmeter der Lalu-Garderobe fast an Luxus.

Bild: Chris Palmer (li.) und Adrian Anders verwandeln sich in die „bösen Schwestern“

Auf ihr Hamelner Publikum wollen die beiden seit 1990 zusammenarbeitenden Komödianten um keinen Preis verzichten. Das ist ihnen alle Mühe wert, und schon lange bevor die skurrile Weihnachtsfeier der „Bösen Schwestern“ im „Herz-Maria-Jesu-Altenheim“ beginnt, ist deshalb harte Arbeit angesagt.

Nach der Anreise heißt es erst einmal rund eineinhalb Stunden lang Bühnenaufbau und Tonprobe, dann ziehen sich der gebürtige Regensburger Chris Palmer und sein hannoverscher Partner Adrian Anders zurück, um sich in die feurige Ungarin Anita Palmerova und die ewig kichernde Altenheim-Bürohilfskraft Magda Anderson zu verwandeln.

„Da muss man ziemlich dick auftragen“, erklärt Adrian, „mit Fettgrundierung und Theaterschminke statt handelsüblichen Kosmetikprodukten aus dem Drogeriemarkt.“ Mit ruhiger Hand und sehr viel Geduld schminken die beiden Augen Mund, Nase und Stirn, legen Farbe auf, pinseln und pudern unentwegt. Das dauert. „Nichts für Hektiker und Nervenbündel“, brummt Chris Palmer nach einer Stunde und zieht den Lidstrich zum x-ten Mal nach.

„Für uns ist das immer die Zeit, in der wir vom ganzen Trubel mal so richtig runterkommen, ruhig werden, uns besinnen, uns konzentrieren können, und so ganz allmählich in die Rollen hineingleiten“, fügt Adrian hinzu. Halb geschminkt,  stülpt er schon mal probehalber die Perücke über – und kichert plötzlich als Magda los. „In den Haaren is´ nämlich die Stihihimä“, prustet er. Der Verwandlung ist perfekt.

Draußen im Lalu herrscht derweil die Ruhe vor dem Sturm. Punkt 19.10 Uhr ist es soweit. Service-Chefin Angelika Kersting und ihre sieben Helfer öffnen den Einlass und binnen weniger Minuten fluten etwas mehr als  200 Besucher ins Lalu. Sie wollen sich die „bösen Schwestern“ auch in diesem Jahr nicht entgehen lassen. „Die Roten sind reserviert“, muss Kersting immer wieder rufen, denn der Kampf um die besten Plätze tobt unerbittlich. Viele kennen das Programm zwar schon aus den letzten Jahren, aber egal.

„Einfach zwei Supertypen, diese bösen Schwestern“, findet auch Stephanie aus der Kardiologie des Sana-Klinikums. Zusammen mit Stationspfleger Marko besetzen 23 Stationsschwestern die reservierten Plätze. „Wir waren neugierig, ob es noch bösere Schwestern als uns gibt“, fragt Stephanie und lacht schallend. „Na, höchstens die kernige Yvette“, ruft jemand aus dem Hintergrund, wo Angelika Kersting und ihr Team im Halbdunkel beim Getränkeschleppen und Kassieren 45 Minuten lang Schwerarbeit leisten. Um 20.01 Uhr erlischt das Licht und alle machen voller Vorfreude: „Pssssssch!“

Kichernd torkelt Magda auf die Bühne und fragt: „Wieder alle da? Ach ja ich seh´ schon, die Obdachlosen sitzen wieder da ganz hinten.“ Das ist der erste von zahllosen Lachern beim professionell vorbereiteten bittersüßen Weihnachtsabend mit den „bösen Schwestern“ im Lalu.

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