Max Broses „Die Insel“ erscheint
Max Broses „Die Insel“ erscheint
Mittwoch, 14. Dezember 2011
In den frühen Morgenstunden des 22. November ist der Münderaner Max Brose, im Pflegeheim wohlbehütet, sanft entschlafen. Brose, 1919 im pommerschen Neuwarp geboren, war nicht nur das älteste Mitglied der örtlichen CDU, sondern bis ins hohe Alter auch begeisterter Segler und Schlagzeuger. Seine unstillbare Sehnsucht aber galt der See. Seinem großen Lebenstraum hat Brose seine jetzt in der Münderaner „Leibniz-Bücherwarte“ unter dem Titel „Die Insel“ erscheinenden Erinnerungen gewidmet.
„Mein Leben ist mir manchmal wie eine Insel vorgekommen, ohne Anbindung ans Festland. Ich war viele Jahre mit sehr vielen verschiedenen Menschen zusammen, ohne große Bindung, und immer weit weg von zu Hause“, schreibt Max Brose.
Schon mit 16 hatte es ihn zur Seefahrt gezogen, nach einer Kriegsverwundung vor Norwegen und einer Odyssee durch Deutschland gelangte er – wegen eines fehlenden Stempels – nach Bad Münder. Hier baute er sich nach dem Verlust von Heimat, Gesundheit und Beruf eine neue Existenz auf. „Über 60 Jahre bin ich jetzt hier, aber die Sehnsucht nach dem weiten Meer hat mich nie losgelassen.“ Frei und ungebunden zu sein, wie ein auf den Wellen treibendes Boot, das sei immer sein Leitmotiv gewesen. Es ist das Lebensthema eines Mannes, der viele Schicksalsschläge einstecken musste: Sohn Jörg starb 42-jährig 1994 an den Folgen eines Herzschlages, und 2003 verlor Max Brose innerhalb weniger Stunden derselben Nacht seine zweite Ehefrau Edeltraut und seinen Sohn Karsten. „Mir wurde klar, dass nichts mehr so sein würde, wie es war …“, schreibt Brose.
„Sein ganzes Leben war inselbestimmt“, stellt auch die Münderaner Verlegerin Gabrielle Spaeth fest. Selbst hochbetagt, bringt Spaeth Broses Erinnerungen jetzt posthum heraus. „Der Untertitel ´Wellen und Melodien´ eines bewegten Lebens lag nahe“, erklärt die Verlegerin.
Schon ihre erste, von Pino di Tullio vermittelte Begegnung mit Max Brose sei „von nachhaltiger Wirkung“ gewesen: „Ein Mann aus Pommern, in dessen Gesicht sich wind- und wettererprobte Erfahrung abzeichnete, Aufrichtigkeit und Zuverlässigkeit. Einer, der ungebeugt im Leben stand, auch wenn es nicht immer einfach war.“
Max Broses Schwiegersohn Norbert Kleinschmidt fügte das in mehreren Ordnern gesammelte Text- und Bildmaterial zusammen. „Die Insel“ erzählt von Broses Leben als Segler und Soldat, als Pförtner, Maurer, schließlich Bautechniker, berichtet von der neuen Heimat, den Vereinen und seinen politischen Aktivitäten. Doch in jedem Satz ist seine Sehnsucht nach der Freiheit des Meeres zu spüren. „Sein eigener Herr sein kann man nicht, wie ich oft erlebt habe. Das führt dazu, dass man zum `Insulaner´ wird.“
Broses Fazit: „ Die wichtigsten Eigenschaften in meinem Leben waren die Bereitschaft, mich umzustellen, (…) und der Wille, nie aufzugeben, auch in schwierigen Situationen nicht.“
Jetzt hat Max Brose seinen Hafen für immer verlassen.
Max Brose: Die Insel. Wellen und Melodien eines bewegten Lebens. 154 Seiten. Leibniz-Bücherwarte Bad Münder. Euro 15.-