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Piratenpartei segelt Kurs Bad Münder

Piratenpartei segelt Kurs Bad Münder

Montag, 07. Mai 2012

Bei uns Piraten ist alles etwas anders als bei den etablierten Parteien“, stellte Jörgen Sagawe klar. Zusammen mit dem Vorsitzenden Lars Reinecke und anderen Mitgliedern des Kreisverbandes Hameln-Pyrmont war der junge Hamelner Ratsherr zum „offenen Plenum“ seiner Partei ins „Kornhus“ an der Marktstraße gekommen.

Bild: : Kristina Verzbilovskis (Mitte) studiert im 4. Semester Kulturwissenschaften  in Hildesheim und Torben Friedrich (re.) vom Kreisverband Hameln-Pyrmont der Piratenpartei.

„Da wir momentan sehr gute Ergebnisse erzielen, besteht  auch außerhalb Hamelns großes Interesse uns kennenzulernen, daher wollen wir unser ´offenes Plenum´ künftig reihum im Landkreis stattfinden lassen.“

Weit entfernt von sonst bei diesen Gelegenheiten vorherrschender Stammtischatmosphäre dominierte bei den Piraten nüchterne Arbeitsstimmung. Auf den Tischen iPhones, Laptops, ein Beamer und andere zeitgemäße Kommunikationsmittel. „Protokoll: alle“ war auf der Projektion zu lesen, denn mittels einer speziellen Software namens „PiratenPad“ konnte sich jeder Teilnehmer direkt mit seinen Beiträgen dort einbringen.

Längst hätten die Piraten die Zielgruppe der reinen Nerds, der Computerfreaks, hinter sich gelassen, stellte das Coppenbrügger Gemeinderatsmitglied Torben Friedrich heraus. „Gerade in letzter Zeit haben wir verstärkten Zulauf von älteren Menschen und insbesondere von Familien, die unsere Familienpolitik gut finden.“

Von den alten Parteien sei er „mehr als enttäuscht“, so etwa der Münderaner Servicemitarbeiter Nicky Reinsch. Der 38-Jährige war einer der Interessenten, die von den Piraten teilweise in Einzelgesprächen beraten wurden.

„Es geht uns nicht darum, den Münderanern im Sinne eines Wahlversprechens mitzuteilen, dass mit uns alles besser wird“, so Friedrich unmissverständlich. „Wir fragen stattdessen, was die Bürger uns anbieten können.“ Die Potenziale zu Lösung der Probleme in der Bevölkerung direkt anzuzapfen, das sei die Strategie der Piraten. Das bedeute, dass Piraten-Politiker auch mal zugeben müssten, dass sie ab und an keine Lösung für ein Problem hätten. Friedrich: „Dann müssen die Bürger selber Vorschläge einbringen.“

Die Parteistrukturen sind wie das Piraten-Plenum „offen“. Keine Ortsverbände, keine Hierarchien. Jeder kann mitmachen.

„Faszinierender Gedanke“, so ein Plenumsteilnehmer, der sich besonders für Drogenpolitik interessiert, und auch Bastian Gottschalk aus Bad Münder will weiter bei den Piraten mitzuwirken.

Friedrichs Bilanz des Abends war positiv: „Natürlich sind es immer besonders Motivierte, die zu solchen Veranstaltungen kommen. Entscheidend ist für uns die Intensität der Einzelgespräche.“

Diskutiert wurde – wiederum in sehr sachlicher, einvernehmlicher Atmosphäre, die Frage eines „Bedingungslosen Grundeinkommens“. Der 19-jährige Abiturient Constantin Grosch erklärte: „Das soll allen Menschen zustehen, staatlich garantiert sein, in Existenz sichernder Höhe, ohne Bedürftigkeitsprüfung, Arbeitszwang oder Verpflichtung.“ Derzeit ähnele die Situation vieler Hartz IV-Empfänger der Endphase des Monopolyspiels, wo man kurz vor der Pleite keinerlei Handlungsmöglichkeiten mehr habe, ergänzte ein anderer Pirat. „Wir wollen die Handlungsfähigkeit dieser Leute wieder herstellen.“

Grosch: „Falls wir in den Bundestag kommen, werden die Experten das in verschiedenen Modellen durchrechnen, wenn es sich rechnet, wird´s dem Volk zur Abstimmung vorgelegt. Das  ist eine Vision auf die wir hinarbeiten.“

Ein Gedanke, der in der letzten Zeit zunehmende Resonanz findet, so dass am 29. Mai eine Vortragsveranstaltung in Hameln stattfinden wird.

„Allem Anfang wohnt ein Zauber inne“, sagt der Dichter. Das traf wohl auch auf das „offene Plenum“ der Piraten zu. Doch erwies sich deren „einfach machen!“ als wohltuende Alternative zum herkömmlichen Parteiengehabe.

Bild: Constantin Grosch macht gerade sein Abitur am Fachgymnasium Hameln. Der 19-jährige Rollstuhlfahrer ist ein Piraten-Aktivist der ersten Stunde.

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