Traute Römisch „Querbeet“ mit Parkbankgeschichten
Traute Römisch „Querbeet“ mit Parkbankgeschichten
Dienstag, 22. Mai 2012
Auf die richtige Mischung kommt es an. Und die stimmte wieder einmal. „Eine Bank im Park erzählt“, so lautete das vom Publikum vorgegebene Motto des Abends, und Traute Römisch hatte zusammen mit dem Pianisten Andy Mokrus in Text- und Musikauswahl genau den schmalen Grat zwischen Nachdenklichkeit und Amüsement getroffen.
Schon der Beginn ein Kabinettstückchen: zur gefühlvollen, musikalischen Kommentierung mimt Römisch auf der kleinen roten Parkbank wortlos eine Wartende zwischen freudigem „Ist er´s?“ und bitterer Enttäuschung.
Parkbänke und Liebespaare, eine schier unendliche Geschichte, die nicht nur Udo Jürgens mit „Gaby wartet im Park“ inspirierte. „Zwei auf einer Bank, die können die Zeit verträumen“ stellte schon Erich Kästner fest, und in Anna Depenbuschs buntem Liebesreigen ums Fremdgehen mischen sich Nachdenkliches und Humorvolles.
Die Zeitkritik der Auszüge aus Kästners 1931 entstandenem „Moralmensch“ ist intensiv wie tiefschürfend, und als Traute Römisch Kästners Gedanken einer von ihrem Sohn schon lange vernachlässigten Mutter rezitiert, kann man im TAB eine Stecknadel fallen hören. Andy Mokrus macht mit einigen an Zartheit und Wehmut kaum zu überbietenden Improvisationen zu McCartneys „Yesterday“ diese Passage zweifellos zu einem der Höhepunkte des Abends.
Ein Moment Stille, dann ein scharfer Schnitt. Ob der Rhodesian Ridgebag „Spätzelchen“ oder „Schleppleinen-Krause“ aus Michael Frey Dodillets „Herrchen will nur spielen“ , auch die lieben Vierbeiner dürfen rund um die Parkbank nicht fehlen. Hunde im Park sind gleichermaßen ein Muss wie die toten Tauben, die dem Zyankali des Georg Kreisler zum Opfer gefallen sind.
Auch bei den nicht minder düster-gruseligen Zeilen des Reisejournalisten Martin Amanshauser, der vor „Menschenjägern im Central Park“ warnt, läuft es dem vornehmlich weiblichen Publikum im TAB eiskalt den Rücken herunter.
Zur blauen Stunde zaubert Andy Mokrus exzellente Klavierimprovisationen hervor, die Römisch besingt das „Moonlight“, beide ernten Lacher und Applaus für ihr „Miau-miau“-Katzenkonzert.
Fazit: gute Unterhaltung muss nicht platt sein.
Zum Start in die neue Spielzeit heißt es bei „Querbeet“ Nr. 10 auf Publikumswunsch dann „Kleider machen Leute“. „Puh, da müssen wir uns was einfallen“, stöhnten Römisch und Mokrus zum Abschied. Keine Sorge. Die beiden wissen, dass es eben auf die richtige Mischung ankommt.