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Amanns „Die Vögel“ – Premiere

Amanns „Die Vögel“ – Premiere

Montag, 28. Mai 2012

„Wer am Ende sagt, er habe das nicht verstanden, der hat es verstanden“, stellte Gerold Amann bei der rasch improvisierten Stückeinführung sibyllinisch fest. Zweieinhalbtausend Jahre sei das Vorbild seiner frei nach Aristophanes gestalteten musikalischen Komödie schließlich alt, stamme aus einer Zeit lange vor Erfindung  heute vertrauter dramaturgischer Gestaltungsmittel. „Aristophanes, das ist kein Shakespeare oder Goethe. Also erschrecken Sie nicht, die Darsteller sprechen Altgriechisch.“ Trotzdem erschließe sich die Szenenfolge nahezu von selber, gehe es doch um Grundverhaltensweisen des Menschen. Amanns Rat an die Zuschauer: „Achten Sie auf die Requisiten, auf Gesten und Laute. Die nämlich erzählen die eigentliche Geschichte.“

Bild: Mit Herzblut bei der Sache – Mitglieder des Völksener Chors „Augusta“

Das wichtigste Gestaltungsprinzip: die Götter auf der nach oben führenden, eigens für die Aufführung gezimmerte Holztreppe, singen, die Menschen unten am Boden des Steinbruchs sprechen, und die bunten Vögel beschränken sich auf lautmalerische Interjektionen wie „Ahhh“, „Ohh“ oder „Ha!“

Amann zur Handlung: „Der Aussteiger Piros überredet die Vögel, ein eigenes Reich zwischen Himmel und Erde zu errichten. So könnten sie sich von der Herrschaft der Menschen und der Götter befreien. Der Coup gelingt. Doch die Vögel haben wenig davon, denn Piros macht sich selbst zum Herrscher. Und er liebt Vogelfleisch!“

Derart inhaltlich und formal vorbereitet zogen die rund 180 Zuschauer in die 12 Meter tiefe, mit viel Geschick in ein fades bläuliches Neonlicht getauchte Schlucht des aufgelassenen Steinbruchs direkt unterhalb des alten Jugendstilpavillons.

Auf halber Höhe auf der Treppe kommentierten die ganz in Weiß gekleideten Götter  das Geschehen. Dort auf der Sohle des Steinbruchs entspann sich eine  Szenenfolge mit Bezeichnungen wie „Der Schleimer“, „Grenzzwischenfall“, „Götterdelegation“ oder „Drei Schwätzer“.

Amanns Bearbeitung des antiken Stoffes rückt dessen fast kabarettistische Elemente in den Vordergrund, bewegt sich sicher auf dem schmalen Grat zwischen schicksalhafter Tiefe und heiterer Leichtigkeit. Mal bedeutungsschwanger, dann wieder mit leichter Hand hingezaubert, voll kleiner, im Text verborgenen verdeckter Anspielungen. Amüsierten sich die Zuschauer eben noch über den „corvus Huckebeini“,  stolperte schon Bergbühnen-Urgestein Erwin Delekat als „Land- und Luftvermesser“ im Slapstickstil durchs Steinbruchtal, und sein grimmiges „Idiotes“ war ohnehin selbsterklärend.

Am Ende erlagen alle dem Ruf des Lockvogels Eckhart Liss und einer begeisternden Mischung von Profis-Sängern und dem mit viel Herzblut zur Sache gehenden Völksener Traditionschor Augusta.

Dem in vielerlei Hinsicht gelungenen Theatererlebnis ganz eigener,  ursprünglicher Art konnten sogar die Götter ihren Respekt nicht versagen konnten. Auch von denen gab´s auf der bis weit in die Nacht dauernden Premierenfeier reichlich Anerkennung als Lohn.

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