Göttinger Barock-Orchester in Fischbeck
Mittwoch, 31. Mai 2023 - Allgemein, Radio

Dudo Wanderer, die Inhaberin der einzigen Buchhandlung in der Kernstadt, ist zu beglückwünschen. Mit der Autorin Milena Michiko Flašar ist es der umtriebigen Buchhändlerin gelungen, eine der deutschen Spitzen-Literatinnen ins beschauliche Ambiente ihrer kleinen Buchhandlung zu verpflichten.
Nicht erst seit dem Länderschwerpunkt „Österreich“ der diesjährigen Leipziger Buchmesse erntet die 1980 geborene Tochter einer japanischen Mutter und eines österreichischen Vaters für ihren mittlerweile vierten Roman vor allem in den überregionalen Feuilletons geradezu hymnisches Lob. Auch Wanderer konnte sich eine überschwängliche Würdigung in ihrer Begrüßung nicht verkneifen. „Total begeistert, ich bin hin und weg“, schwärmte sie, und fachte so die Neugier der rund 50 beinahe ausnahmslos weiblichen Gäste, die zur Lesung gekommen waren, an.
Was die dann von der kleinen zierlichen, in schwarz gekleidete Frau mit den grünen Findernägeln zu hören bekamen, das ging unter die Haut.
Alterseinsamkeit, Beziehungsunfähigkeit Ausgrenzung, Alleinsein, das am Ende in Einsamkeit umschlägt, Themen, die an diesem Abend keinen kalt ließen.
Auf sehr berührende Weise stellte die Autorin analytisch und sensibel beobachtete Vorgänge und deren Spiegelung in den Gefühlen ihrer Figur der japanischen Kellnerin Suzu dar. Wachsende Scheidungsraten, der Verlust traditioneller Familien- und Partnerbeziehungen, zunehmende Überforderung und Unfähigkeit zur Intimität, alles das Themen, die das Leben in modernen Städten heute prägen.
Die Dinge sind im Wandel, verkehren sich: „Oben Erde, unten Himmel“, so dann auch der Titel des Romans. Ist Partnerfindung im Internet da eine Erleichterung? Das bleibt offen. Und folgt einem einsamen Leben ein einsamer Tod? Kellnerin Suzu beginnt eine Arbeit auf Aufräumerin von Leichenfundorten, konfrontiert sich mit der „Einsamkeit der Dinge“, dringt dabei ein in die Leben einsam verstorbener Personen. Tod und Leben, beides gehört zusammen, so die Einsicht. Die Empfindungen der Leichenfundort-Reinigerin werden zur Projektionsfläche einer sehr differenzierten Analyse einer Gesellschaft in der Vereinzelung, Ausgrenzung, Isolierung und Vereinsamung zunehmen. Die Krise jedoch bringt auch Veränderung. Langsam und behutsam freilich, und mit einem das Geschehen erträglich machenden Humor, einer Art emotionalem Setting, das auch die Gäste der Lesung in Bad Münder ab und an hell auflachen ließ, obgleich die geschilderten inneren Vorgänge zutiefst berührten.
Was man daraus lernen könne? So die Frage an Flašar: sich aus der Anonymität zu wagen, ohne Angst oder Verzweiflung, sehr wohl aber um die sich mehrenden Aspekte wachsender sozialer Isolation wissend.
In atmosphärisch dichten Bildern gelingen Flašar Innenansichten darüber, wie es ist, alleine zu leben. Ohne vordergründig plakative Gesellschaftskritik. Die hebt die Autorin auf eine viel intensivere, innere Ebene. Und erreicht so unendlich viel mehr. Ein Buch und eine Autorin, die das Gleichgewicht zwischen äußeren Entwicklungen und deren Folgen in der Psyche der Menschen in einer sehr offenen und verständlichen Sprache offengelegt hat. In der Tat ein Meisterwerk. Und eine nachhaltig beeindruckende Autorin.
Einen Blick in die eigene Familiengeschichte zu werfen, das kann zu überaus interessanten Ergebnissen führen. Joachim Poppe aus Bad Münder hat jetzt der Geschichte seiner oberschlesischen Vorfahren nachgespürt und ein Buch darüber geschrieben. Christoph Huppert stellt uns den Autor vor…
Drei Musikprofis, die an diesem Abend Lebensfreude pur verströmen. Echt und unverfälscht.
Bad Münder. Als die Sonne sich anschickt hinterm Süntel zu versinken, geraten die mehr als 100 Gäste hinterm IGBCE-Schulungszentrum am Deisterhang erst so richtig in Fahrt. „Endlich wieder Musik, endlich wieder draußen“, freut sich auch Martina Seth. Seit Januar 2020 leitet die 58-Jährige das Wilhelm-Gefeller- Bildungs- und Tagungszentrum der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie und Energie. Man wolle jetzt in der abflauenden Corona-Pandemie mit dem Kultur- und Musikprogramm wieder durchstarten. „Boogie Royale waren dabei die letzten vor und sind die ersten nach Corona“, so Seth.
An den Tischen im Amphitheater-ähnlichen Bereich vor der großen Wiese herrscht allerbeste Stimmung. Aus der Kernstadt ist Achim Thomas mit seiner Frau den Hang hinaufgestiegen, eine Gruppe von Mitarbeitern der Hamelner Firma „Siegfried“ stößt Runde um Runde an, Grillduft weht über die Szene und „Boogie Royale“ sorgt akustisch für Riesenstimmung. Gleich zu Beginn lässt der zweifache Preisträger des „German Blues Awards“, Andreas Bock, es am Schlagzeug mächtig krachen und als Sängerin Viveca Lindhe „Pink Champagne“ intoniert, ist das Publikum hin und weg.
„Das brauchen die Leute nach einem anstrengenden Seminartag“, stellt auch Dozent Alfred Peters fest. Der Psychologe aus der Pfalz ist an der Schule seit 1999 spezialisiert auf psychische Belastungen, Stress und Burn-Out. „Jump Jack jump“, „Lucky Lips“, „Mr. Pianoman“ und viele andere Boogie-Woogie-Titel hämmert der Berliner K.C. Miller in die Tasten. „Boogie-Woogie geht immer“, sagt der mit dem „Piano Solisten-Award“ ausgezeichnete Musiker.
Vor dem Trio tanzt die achtjährige Marie Elisabeth, die Tochter der stellvertretenden Schulleiterin Susanne Renke. „Ein echt kölsches Mädchen“, berichtet ihr Vater Thomas. Seit sechs Jahren wohnen der Metallbauer und seine Familie in Pohle. „Marie ist am Kölner Alter Markt geboren“, berichtet der Vater stolz. Natürlich habe sie Karneval im Blut, so wie ihr Vater, der ist schließlich Ehrenoffizier des Kölner Karnevalskorps „Jan von Werth. „Mit großer Gardeuniform, na klar“, schmunzelt er.
Sie hätten sich von Corona nicht einschüchtern lassen, so die aus Schweden stammende, in Berlin lebende Sängerin Viveca. Und als die Kinder von Susanne Renke kurz vor 21 Uhr dann doch ins Bett müssen, gibt´s von Band und Publikum noch ein gemeinsames Schlaflied-Ständchen. „Morgen früh, so Gott will…“
Noch lange schaufelt K.C. Miller seine schnellen, satt pumpenden Basslinien in die milde Abendluft, hat auch einige eigene Stücke mitgebracht, die sich perfekt mit dem dynamisch aggressiven Stil von Andreas Bock aus Hannover und der mitreißenden Stimme von Viveca Lindhe vereinen.
„Es geht wieder los, na endlich“, hört man an vielen Tischen. Der nächste Termin des Wilhelm-Gefeller-Kulturvereins wird nicht lange auf sich warten lassen, versichert Martina Seth, egal, ob open-air oder drinnen im „Willis“.
In Coronazeiten mussten sie ausfallen, jetzt dürfen Leserinnen und Leser ihre Autoren wieder live bei Lesungen erleben. So auch in Bad Münder, wo die Hamelspringerin Rosita Hoppe im Buchladen von Dudo Wanderer ihren vierten Amrum-Roman vorstellte. Eine Liebesgeschichte, die hauptsächlich Frauen anlockte. Und Radio Aktiv Buchexperten Christoph Huppert …
In Bad Münder tagte jetzt wieder der Rat. Und das als Präsenzsitzung in der Sporthalle der Grundschule. Neben der Verabschiedung langjähriger Ratsmitglieder stand vor allem das Thema der Ausstattung von öffentlichen Flächen mit Photovoltaikanlagen auf der Tagesordnung. Christoph Huppert hat die Ratssitzung besucht …
Davon kann die Leiterin der Stadtbücherei Bad Münder, Sigrid Seidel, nur träumen. Die dort seit einigen Jahren eingestellten Fachbücher des Forums Glas sind jetzt von Studierenden der Hochschule Weserbergland in einem digitalen Katalog erfasst worden.
„Wir haben den Mut gehabt Neuland zu betreten“, erläutert der Vorsitzende des Forums Glas, Hermann Wessling. Andere redeten von Digitalisierung, das Forum Glas lerne jetzt praktisch damit umzugehen.
„Wir haben den mehrere hundert Titel umfassenden Bestand des Forums Glas online verfügbar zu machen“, so der 21-jährige Student der Wirtschaftsinformatik Dominik Meyer.
Im ab 1. April auch über die Webseite des Forums Glas zugänglichen Verzeichnis werden Interessierte erfahren können, was in diesem Teil der Stadtbibliothek vorhanden und ob das betreffende Buch auch verfügbar ist. „Dazu kommt ein System der Leserverwaltung und ein Ausleihmanagement“, so die acht Studierenden des Bachelor-Studienganges.
Jedes Jahr findet für die fünften und sechsten Semester eine entsprechende Pflichtveranstaltung statt. „Unsere Arbeit wird von Prof. Dr. Jörg Schulte betreut.“, so der Wirtschaftsinformatik-Student Timo Nottbeck.
Das System namens „Perpustakaan“ sei bereits in mehr als tausend Schulen deutschlandweit zur Verwaltung von Bibliotheksbeständen im Einsatz, erklärt auch der Betreuer der Arbeitsgruppe, Lothar Vossen.
„Durch die Arbeit der Studierenden kann man die Bestände nicht nur erfassen, sondern auch nach verschiedenen Kriterien wie Autor, Titel oder Stichwort suchen“, so der 73-Jährige.
„Das System ermöglicht ab sofort einen weltweiten online-Zugriff auf die Bestände des Forums Glas in der Stadtbücherei“, freut sich auch Hermann Wessling. Erweitert wird der derzeitige Buchbestand derzeit durch die Sammlung des verstorbenen Grabungsleiters Dr. Peter Steppuhn. Dessen ehemalige Lebensgefährtin hatte seine Fachbücher dem Forum Glas vermacht.
Aber andere Studierende der Hochschule Weserbergland, die sich im dualen Studium mit dem Thema Glas beschäftigen, werden unmittelbar von diesem jetzt online zugänglichen Teil der Stadtbibliothek Bad Münder profitieren können. Wessling erklärt: „In verschiedenen Studiengängen benötigte Fachliteratur zu Aspekten der Verfahrens-, Betriebs- oder Produktionstechnik wird ebenfalls online ausgeliehen werden können.
Wesslings Fazit: „Die neue digitale Technik ist also nicht nur intellektuelle Spielerei, sondern hat einen handfesten Nutzen für die Arbeit der Hochschule.“ Gefördert wird das Projekt u.a. vom Landschaftsverband Hameln-Pyrmont und der noch jungen Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt.
Mit dem richtungsweisenden Schritt habe das Forum Glas zusammen mit der Projektarbeit der Studierenden aufgezeigt, was eigentlich in einer kommunalen Bibliothek längst Standard sein müsste. „Das war aber auch richtig viel Arbeit, das Programm zu konfigurieren und vor allem die ganzen Titel richtig einzugeben “, fasst Dominik Meyer die Arbeit des Studenten-Teams zusammen. Eine Arbeit, die das Quartett der Studierenden nicht gescheut und den Zieltermin pünktlich eingehalten hat. Am 1. April beginnt daher, zumindest für einen kleinen Teil, das digitale Zeitalter in der Stadtbücherei Bad Münder.
Es beherrscht alle Medien seit Wochen. Das Thema Krieg in der Ukraine ist allgegenwärtig. Wie aber kann man sich solides Hintergrundwissen verschaffen, sich schnell und verständlich über historische Entwicklungen informieren? Christoph Huppert hat einmal die münderaner Buchhändlerin Dudo Wanderer um Rat gefragt…
Der internationale Kinderbuchtag am 2. April wird in diesem Jahr vom IBBY Kanada ausgerichtet … am 2. April, dem Geburtstag von Hans Christian Andersen, feiern Leseförder:innen weltweit den Internationalen Kinderbuchtag. 1967 vom International Board on Books for Young People ins Leben gerufen, übernimmt jedes Jahr eine andere IBBY-Sektion die Patenschaft. Für 2022 hat Kanada diese Aufgabe übernommen und stellt den Aktionstag unter das Motto „Geschichten sind wie Flügel, mit denen Ihr täglich abheben könnt“. „Findet die Bücher, die zu eurem Geist, zu eurem Herzen und eurem Verstand sprechen. Geschichten sind Medizin. Sie heilen. Sie trösten. Sie inspirieren“, erklärt der kanadische Autor Richard van Camp in der diesjährigen Botschaft zum Internationalen Kinderbuchtag. Zu seinem poetischen Text gestaltete die Illustratorin Julie Flett das dazugehörige Plakat. Botschaft und Plakat stehen auf der Webseite von IBBY Kanada zum Download zur Verfügung. Der Arbeitskreis für Jugendliteratur ist die deutsche IBBY-Sektion. Er setzt sich in dieser Funktion international für die Stärkung der Kinder- und Jugendliteratur ein. In Deutschland u.a. mit dem Leseförderungsprogramm „Literanauten“, das Jugendliche zur aktiven Teilhabe einlädt. Rund um den Internationalen Kinderbuchtag veranstalten die Literanauten der Wortwerkstatt Limburg das Projekt „Street Poetry“. Mit künstlerischen Aktionen möchten die Jugendlichen auf die stärkende Kraft der Literatur hinweisen und insbesondere das Digitale mit neuer Sinnhaftigkeit befüllen. Hierzu gestalten sie digitale Endgeräte aus Wellpappe und beschriften die Bildschirme mit Lyrik-Zitaten. Die Kunstobjekte werden im öffentlichen Raum positioniert und fotografiert und sind ab 8. April 2022 in der Dombibliothek in Limburg ausgestellt. |
In Bad Münder geht es endlich mit Kunstausstellungen und Kunstmärkten wieder los. Am gestrigen Sonntag fand im Berggasthaus Ziegenbuche ein Kunsthandwerkermarkt statt. Was es dort alles zu sehen gab, das weiß Christoph Huppert, der sich die Veranstaltung angeschaut hat…
Die Flüchtlingswelle aus der Ukraine stellt auch das Land Niedersachsen vor große Herausforderungen. Wie sind wir darauf vorbereitet? Christoph Huppert hat dazu den nds. Innenminister Boris Pistorius befragt…
Im Rahmen seiner Visitationen im Dekanat Weserbergland hat der katholische Weihbischof Heinz-Günter Bongartz aus Hildesheim jetzt auch Hameln besucht. Er hat dabei die Gelegenheit genutzt, den Dokumentations- und Lernort am Bückeberg zu besuchen. Christoph Huppert war mit vor Ort…
Seine Enkel kennen ihn nur als Ortsbürgermeister von Bakede. Der Name von Rolf Wittich ist untrennbar mit diesem Ortsteil von Bad Münder verbunden. Gestern erhielt Wittich das Bundesverdienstkreuz am Bande. Überreicht wurde es von der nds. Landwirtschaftsministerin und dem Landrat. Christoph Huppert berichtet …
„Ja, uns Schlesier gibt´s noch und wir wachsen“, stellte der Bundesvorsitzende der Vertriebenenorganisation, Stephan Rauhut erfreut fest. Der Chef der in Königswinter residierenden Landsmannschaft Schlesien, dessen Eltern in Springe leben, stellte vor mehr als 30 Gästen in der Pizzeria Uno den halbstündigen Film „360 Grad Schlesien – ein Land, das verbindet“ vor. Den hatte der ZDF- und WDR-Journalist Marius Reichert mit Unterstützung des Patenlandes Niedersachsen an verschiedenen Drehorten in Schlesien produziert. Entstanden ist ein Kulturfilm, der nicht nur wundervolle Kulissen wie die Altstadt von Görlitz, die Friedenskirche in Jauer oder Schloss Lomnitz zeigt, sondern auch junge Menschen aus Breslau, die Schlossherrin Elisabeth von Küster oder den schlesischen Bäcker Tschiersch aus Klein-Neudorf zu Worte kommen lässt. Und natürlich dürfen auch Kindertanzgruppen in schlesischer Tracht nicht fehlen.
„Wir zielen damit vor allem auf die Generation der Enkel und Ur-Enkel der Vertriebenen ab und suchen mit diesen Formaten neue Zielgruppen,“ so Rauhut. Schlesien sei „ein Land mit zwei Identitäten im Herzen Europas“, die Landsmannschaft wichtiger Mittler und Ansprechpartner im deutsch-polnischen Verständigungsprozess. Zwar habe „der Erinnerungstourismus naturgemäß stark nachgelassen“, doch wachse auf beiden Seiten „das Interesse am gemeinsamen Kulturerbe“.
„Gerade unsere jungen Leute sind verstärkt auf der Suche nach ihren Wurzeln“, so der Bundesvorsitzende.
Gerade die Begegnungen junger Menschen gelte es daher zu fördern. Kritisch äußerte sich Rauhut allerdings auch zur Kürzung der Mittel für den Unterricht der deutschsprachigen Minderheit durch die polnische Regierung und deren Begründung, es gäbe ja auch in Deutschland keinen Unterricht in polnischer Sprache.
„Wir wollen in der Breite sichtbar bleiben“, so Rauhut, der eine landsmannschaftliche Organisation in Springe anregte. „Flucht und Vertreibung sind schon in den Lehrplänen vieler Bundesländer verankert, aber das ist noch zu wenig.“ Es gelte die gemeinsame Vergangenheit aufzuarbeiten und mit der Verjüngung den Weg in eine gemeinsame europäische Zukunft fortzusetzen, gerade vor dem Hintergrund der momentanen politischen Lage.
Ist eigentlich angesichts der schrecklichen Ereignisse in der Ukraine eigentlich noch Satire möglich? Der Göttinger Germanist und Sprecherzieher Klaus Pawlowski sagt ja. Er hat einen Text verfasst, den uns Christoph Huppert heute vorstellt…
Am Ende war das Publikum mehrheitlich tief erschüttert. „Was für ein beklemmendes Stück, überspitzt sicherlich, aber das Ausgeliefertsein dieser Frau, wirklich gruselig“, diskutierte eine kleine Zuschauergruppe nach der Aufführung.
Wie weit geht man, um seinen Job zu behalten? Das ist die zentrale Frage in Mike Bartletts messerscharfer Satire „Nachwehen“ (Contradictions), einem Zwei-Frauen-Stück, das die bereits sechsmal im Egestorfer „Schaafstall“ zu Gast gewesene, in München lebende und aus der Schweiz stammende Annette Wunsch zusammen mit Felicitas Heyerick auf die Bühne des Martin-Schmidt-Konzertsaals brachte.
Das Geschehen entwickelte sich zu einer wahren Albtraum-Dystopie: von der mitunter grotesk-witzigen juristischen Formelhaftigkeit eines die Arbeitnehmerin (Felicitas Heyerick) bis ins Intimleben maßregelnden Arbeitsvertrages bis in die menschenfeindlichen Dimensionen einer einen Orwellschen Überwachungsstaat fast noch übertreffenden, völligen Vereinnahmung und Entmenschlichung.
Während Annette Wunsch als Personalmanagerin scheinbar kalt, herrisch und ohne Mitgefühl die menschenverachtenden Regeln ihrer Firma gnadenlos umsetzte, fühlte und litt das Publikum mit der in die Katastrophe hilflos hineingleitendenden Angestellten. Deren scheinbare Wahl zwischen Freiheit und Karriere entpuppte sich alsbald als ein auswegloser Sturz in völlige Abhängigkeit und persönliche Zerstörung.
Felicitas Heyerick zu ihrer Rolle: „Das ist eine emotionale Reise, an deren Ende leider die Fügung in das Schicksal steht. Sie ordnet sich widerstandslos in das System ein, ohne Gegenwehr, völlig abgeschliffen und abgestumpft.“
„Mich geht das Stück jeden Abend wieder an“, gestand Annette Wunsch. Viel hänge dabei vom Publikum ab. „Im ersten Teil wird ab und an auch viel gelacht, doch im zweiten Teil gibt es dann wenig zu lachen. Im Gegenteil.“ In Bad Münder habe sie von Anfang an große Betroffenheit gefühlt. „Schön, wenn die Zuschauer die künstlerischen Mittel des Theaters erkennen, aber das macht es oft nicht einfacher“, so die Schauspielerin.
Vor gut zehn Jahren sei ihr das Stück angeboten worden, habe dann lange in der Schublade gelegen, ehe sie sich nach einer gemeinsamen Lesung mit Felicitas Heyerick zur Produktion entschlossen habe.
Drei große, in wechselndem Abstand positionierte blaue Bürotische fungieren in der Inszenierung von Marco Luca Castelli als physische Indikatoren des dramatischen inneren Verlaufs. Ein rot beleuchtetes Terrarium verleiht dem ins Absurde abgleitenden Spiel einen besonderen Effekt. Lauert hier eine Gottesanbeterin auf ihre Opfer?
Arbeitnehmer als „menschlicher Rohstoff“, als verfügbare Ware, so Mike Bartletts vordergründige Kritik. Doch hinter der entschlüsseln sich auch zwei persönliche Dramen. Auch die „Täterin“ hat einen Preis gezahlt, deutet zwischendurch immer wieder ihre schon vollzogene Entmenschlichung an. Ihr Opfer wird ihr folgen.
„Wir haben zwei Fassungen vorbereitet, einmal als Kammerspiel, das wir im engen Schaafstall gezeigt hätte, einmal die Fassung für große Bühnen so wie hier“, erklärte Annette Wunsch.
Auch wenn die Lichtinszenierung im Saal technisch versagte, blieb trotz „Arbeitslicht“ der Eindruck von einer an dieser Stelle selten erlebten Beklemmung. Egal, ob nun als rein literarisches Stück oder an der Realität orientieren Dystopie verstanden, selten hat ein Stück dank der Leistungen der beiden Darstellerinnen wohl so erschüttert. In diesem Sinne also ein echtes, großartiges Theatererlebnis.
Corona hin oder her, in Bad Münder wird wieder Theater gespielt. Nach langer Pause präsentierte die Deister-Süntel-Bühne eine Premiere. Die fand am Samstag und Sonntag gleich zweimal statt. Natürlich unter verschärften Corona-Sicherheitsbestimmungen. Christoph Huppert hat am Samstag daran teilgenommen…
Auch die Kultureinrichtung des „Schaafstalls“ im Münderaner Ortsteil Egestorf hat schwer unter Corona gelitten. Deshalb ist es umso erfreulicher, dass der traditionelle Jahresauftakt unter dem Motto „Junges Jahr mit jungen Künstlern“ jetzt im Martin-Schmidt-Konzertsaal in der Kernstadt stattfinden konnte. Christoph Huppert hat das Konzert besucht…
Eine Theateraufführung in Coronazeiten. Das ist schon etwas Besonderes. Vor allem dann, wenn die Aufführung morgens um 8 Uhr in einer Schule stattfindet. Gleich zweimal gastierte die Theatergruppe des Theaters „Zwischen den Dörfern“ aus Bredenbeck jetzt in der KGS Bad Münder. Sehr zur Freude der 5. und 6. Klassen, die in der Aula einen Kinderkrimis genießen konnten. Christoph Huppert hat an der Aufführung teilgenommen…
Wenn´s um Musical und Operette geht, dann sind sie seit Jahren in der Region die Nr. 1. Das Opern- und Operettencafé um Alexander Senger. In Bad Münder feierte das Ensemble jetzt seine 300ste Vorstellung und hatte zum Jubiläum zu einer musikalischen Reise in den Martin-Schmidt-Konzertsaal eingeladen. Christoph Huppert hat mitgefeiert…
Sie sind aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken und bestimmen die Art wie wir kommunizieren. Die sozialen Medien wie Twitter und Facebook. Alles, was wir erleben, können wir mit der Öffentlichkeit teilen. Der Chorleiter und Musiker Reinhard Großer hat jetzt seine Posts der letzten sieben Jahre in einem Buch veröffentlicht. Radio Aktiv Buchexperte Christoph Huppert hat mit ihm gesprochen …
Die Kameradinnen und Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Bad Münder haben jetzt ein verspätestes Weihnachtsgeschenk bekommen. Ihre neue Schutzausrüstung ist geliefert worden. Im neuen Feuerwehrzentrum an der Rahlmühle wurde gestern die neue Bekleidung für die Atemschutzträger vorgestellt. Christoph Huppert mit den Einzelheiten…
Haben Sie sich nicht schon mal gewünscht über die eigene Stadt fliegen zu können? Einfach so – wie ein Vogel? Pieps, der Spatz kann das. Zumindest im Bilderbuch von Dina Kelle. Die hat sich Bad Münder als Ort gewählt und Radio Aktiv Buchexperte Christoph Huppert hat mit ihr gesprochen …
Der Jahreswechsel gestern Abend ist in Sachen Kernkraft durchaus als historisch zu bezeichnen. Zusammen mit zwei weiteren der sechs noch in Betrieb befindlichen Kernkraftwerke wurde der Atommeiler in Grohnde abgeschaltet. Dazu versammelten sich gegen Mitternacht Kernkraftgegner aus ganz Niedersachsen vor der Anlage. Für Radio Aktiv war Christoph Huppert mit dabei …
Kapitel 1: Wie kam es zur Ausstellung? Konzept und Gliederung
Kapitel 2: Hamelner Juden im Mittelalter / Reformation – Luthers Judenbild
Kapitel 3: Der Dreißigjährige Krieg und seine Folgen
Kapitel 4: Französische Revolution und 19. Jahrhundert
Kapitel 5: Die Spuren im Stadtbild
Kapitel 6: Der soziale Aufstieg der Juden im ausgehenden 19. Jhdt.
Kapitel 7: NS-Propaganda
Kapitel 8: Arisierung, Ausgrenzung und Entrechtung
Kapitel 9: Der 9. November in Hameln
Kapitel 10: Bernhard Gelderbloms Publikationen, vgl. dazu auch www.mitzkat.de
Nachtrag: Wie soll man sich zu den Tätern stellen?